shadows from the past
Nachdem ich immer auf einer generellen Site meine Posts veröffentlich habe, finde ich, die Zeit ist reif für einen eigenen Blog. Man muss ja schliesslich mit der Zeit gehen.
Ich befinde mich momentan sozusagen zwischen Himmel und Hölle. Himmel bezeichnet die Zeit nach meinem Studium, die genau ab nächstem Mittwoch, 12.00 Uhr anfängt. Hölle bezeichnet die Zeit bis dahin, denn ich muss noch durch zwei Prüfungen durch. An sich keine allzu schlimmen Prüfungen, aber rein die Tatsache dass es Diplomprüfugnen sind, macht sie zu höllischen Desastern.
Ich sollte jetzt auch nicht am blogschreiben sein, sondern am lernen. Nur - immer wenn ich WIRKLICH lernen müsste, ist die Welt um mcih herum besonders attraktiv, spannend, faszinierend, etc. Ich dürfte meine Gedanken keine Sekunde vom Lern-Thema abschweifen lassen, denn alles was ich abseits des Schulstoffes sehe, wird von meinem Hirn aufgesogen wie purer Sauerstoff, und es schiessen mir kreative Gedanken durch den Kopf wie ein Feuerwerk.
Diese Gedanken alle wieder zu vergessen, ungenutzt verstreichen zu lassen, fände ich schade. deshalb schreib ich sie hier auf.
Heute war ich kurz in Brugg, um einen Ordner mit Unterlagen aus der Schule zu holen. Als ich am Bahnhof durch die Unterführung ging, begegnete ich einem alten Bekannten. Dazu ein kleiner Ausflug in die Geschichte ...
Mit 6 Jahren schickten mich meine Eltern ins Ballett nach Brugg. Direkt neben dem Bahnhof ist die psychatrische Klinik Königsfelden, und es war immer sehr abenteuerlich, den Patienten zu begegnen. Erst recht für ein kleines Kind. Ein Patient kam immer, und sagte "hesch mer ned e Franke für es kaffffii?". Er fragte jeden den er sah, und das jeden Mittwoch, jahrelang. Häufig haben wir über ihn gelacht.
Nachdem ich nun 2 Jahre in Brugg war, fast täglich, sah ich ihn heute das erste mal wieder. Ich erkannte ihn nicht. Er ist ein alter Mann geworden. Aber als er mich ansprach, "Du hesch au kein Franke für en kaffffii?" wusste ich, dass ER es ist. Wo war er die letzten zwei Jahre? Er sollte seinen Spruch anpassen, ein Kaffi kostet schon lange nicht mehr nur 1 Franken! Wenn ich ihm den Franken gebe, wäre es nicht wunderschön wenn er dadurch zur Ruhe kommen könnte und nicht auch die nächsten 20 Jahre die selbe Frage stellen? Wie kann man bloss so spitz auf Kaffee sein? Neben all diesen Fragen empfand ich mitleid. Mitleid dafür, dass der arme Mann seit 20 Jahren irgendwo zwischen Wahnsinn und Normalität steckt.
Als ich ihm den Franken gab, sagte er "es gipfeli hätti au no gern!". Ich glaube das hat er früher auch schon gemacht :-) Obwohl ich ihm den Wunsch abschlug, wünschte er mir "machs guet, weisch ich bi au en arme Cheib!"
Meine Zeit zwischen Himmel und Hölle ist ab nächstem Mittwoch abgeschlossen. Er ist seit Jahren darin gefangen, und wird bis zu seinem Lebensende nicht rauskommen. Das Bewusstsein, dass man dagegen überhaupt nichts machen kann, macht mich sprachlos.
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