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Montag, September 07, 2009

Ankunft in Beijing Part 2

Da ich echt leichenmaessig drauf war am Samstag, bin ich doch noch eine Nacht bei der Studentin geblieben, habe aber auf Iso Maettchen auf dem Boden geschlafen. Nach einer Weile wurde es tatsaechlich bequem.
Unbequem war aber ihre erneute Unfaehigkeit zu schlafen, und ihr erneutes Beduerfnis wieder uber ihre Phantom-Beziehungsprobleme zu sprechen. Wenn man von jemandem gerettet wird, ist das ja wirklich nett. Aber schuldet man der Person dann wirklich gefuehlte Untertanschaft bis ans Lebensende und seine Ohren, um sich zu unchristlichsten Zeiten den groessten Mist anhoeren zu muessen?? Also hab ich mich schlafend gestellt, und ihre unzaehligen Stoerversuche ignoriert. Ich lag da und versuchte mit eiserner Disziplin, die Yoga-Atmung durchzuziehen, damit es wenigstens nach Tiefschlaf toente. Gleichzeitig bereute ich. Dass ich dachte ich finde gleich eine Wohnung, dass ich nicht organisiert hatte irgendwo ein eigenes Bett zu haben, und ueberhaupt dass ich in dieses Chaos zurueck gekommen bin. Ich werde zwar immer organisierter, aber das sind hart erarbeitete Lektionen des Lebens.

Am Sonntag Morgen bin ich quasi von meiner Isomatte gesprungen, und habe eine Wohnung gesucht. Es hat geregnet (WOLKEN!!!) und war saukalt, also eigentlich mein Traumwetter! Nur dann nicht, wenn man stundenlang in der Gegend rumlaeuft und nichts als Enttaeuschungen erlebt. Ich habe damit gerechnet dass eine Wohnung groesser und billiger ist als das Studentenheim. Ist aber nur der Fall wenn man sich jahrelang verpflichtet zur Miete. Geht doch nicht, am 3. Juli kehre ich END-GUELTIG in die Schweiz zurueck! Also keine Wohnung, keine Bleibe, grosses Elend.
Aber echt. Als ich da so wohnungslos zurueck zur Uni gelaufen bin, ohne Aussicht auf ein sofortiges Zimmer und nachdem ich saemtliche Hotels in der Gegend erfolglos abgeklappert hatte, dachte ich ich werde obdachlos sein heute Abend!
Und was tut man in so einer Situation? Man sagt "Leckt mich doch alle am Arsch, ich geh in mein wunderschoenes Land mit ganz, ganz vielen Betten die nur auf mich warten zurueck!"

Mit gesenkten Kopf und ziemlich mutlos ging ich zurueck ins Studentenwohnheim, nur um zu fragen ab wann ich mich wieder nach freien Zimmern erkundigen kann. Da ich seelische Unterstuetzung brauchte, rief ich meinen Freund Alessandro an und bat ihm um Hilfe. Ale ist der erste westliche Mensch, den ich in Peking kennengelernt hatte vor einem halben Jahr. Und zu meinem (zu dem Zeitpunkt einzigen) Glueck ist er auch dieses Semester wieder hier. Er kam und uebernahm die Verhandlung auf Chinesisch fuer mich.
Erst kam die Standardantwort: keine Zimmer frei (obwohl das ja gar nicht die Frage war ...)
Dann schien ploetzlich ein Zimmer ohne Bad frei zu sein, und wohl weil ich die Flasche so unendlich gluecklich und dankbar mit glaenzenden Augen anguckte, gab sie mir ploetzlich ein richtiges, normales Zimmer MIT Bad. Ich bin selig. Mein Bad hat zwar einen Wasserschaden, und der ganze Fussboden steht da unter Wasser, aber das kenn ich schon von frueher, das laesst sich mit viel Beharrlichkeit relativ einfach loesen. Halleluja, endlich wieder richtig und ruhig schlafen!

Morgen muss ich mich immatrikulieren, aber das duerfte keine grosse Sache mehr sein. Und die Lehrerin muss dann entscheiden ob ich in meinem Zimmer wohnen bleiben darf. Hat jedenfalls die Flasche an der Reception gesagt. Anhand welcher Kriterien entschieden wird - keine Ahnung. Es scheint eine Regel zu sein bei den Chinesen dass man einfach IRGENDEINEN Scheiss rauslaesst. Pro brauchbare Information gibt's den Scheiss gratis dazu, manchmal auch nur Scheisse pur.
Irgendwie verstaendlich, so viele Menschen brauchen ja schliesslich was womit sie sich den ganzen Tag beschaeftigen koennen. Und glauben sie mir - Man kann hier vielen, VIELEN Pseudo-Problemen nachrennen.

Ich rannte aber erstmal in mein wunderbares neues Zimmer, und dann einkaufen. Gurken und Knoblauch - womit ich versuchte den fantastischen Gurkensalat von Freitag Nacht zu rekonstruieren und meine himmlische Ruhe zu geniessen. Und um mich auszuruhen fuer den ersten Schultag am Montag! In welcher Klasse auch immer, denn das hatte ich ja immer noch nicht rausgefunden ...