Schoggihase vs. Reissalat
Ich weisstheoretisch seit 24.5 Jahren, dass morgen Ostern sein wird. Und, ansonsten unüblich für solche grossen Events, wird dieser jedes Jahr mit erstaunlicher Zuverlässigkeit durchgeführt. Ich kann also mein Zögern, ob ich jetzt Osterhasen kaufen soll oder nicht, nicht durch eventuelles ins-Wasser-fallen von Ostern entschuldigen. Egal ob gut- oder schlecht Wetter, die Hasen werden immer gesucht und wollen gefunden werden. Wer die andern umsonst suchen lässt, weil gar keine Hasen versteckt wurden, oh oh, Buh-Mann!
Und wann entscheide ich mich dafür, dass jetzt wirklich, wirklich auch ich meine Nestli vorbereiten müsste? Am Samstag Nachmittag, eine halbe Stunde vor Ladenschluss. In einem Auto, das den ganzen Tag einen wunderbaren Sonnenplatz hatte, und jetzt temperaturenmässig eine finnischen Sauna konkurriert. Schon beim abfahren dachte ich, es wäre gut gewesen einen Tiefkühlbeutel oder noch besser, Playmate mit Eis-Elementen drin mitzunehmen. Aber, keine Zeit, ich will ja in erster Linie die Hasen! Ob sie dann verlaufen übergeben werden oder nicht, ist schnurz. Das Motto lautet "dead or alive, as long as there are any"!
Die im Laden haben die Hoffnung, ihre zwei Trilliarden Schoggihasen noch verkaufen zu können, bereits aufgegeben und sind am abräumen. He, nix da, ich brauch driiiiingend noch welche! Da gibt's den Hasen DJ, den Hasen Mansgöggel, den Hasen-Fussballer, den traditionellen Schoggihasen in allen Farben und Grössen, die Kinderüberraschungsbox mit Schokobons gefüllt (whoa, Favorit!), den Mandelsplitterüberzogenen Hasen, den unglücklichen Hasen, den Hasen mit dem Koks-Blick, und weiss ich wie viele verschiedene Varianten von Pralinén-Eiern. Schande was nehm ich denn da für wen?!?! Keine Zeit für lange Diskussionen mit mir und mir, einfach mal möglichst viel Schokolade bunkern!
Kurze Zeit später verlasse ich den Laden wieder, mit einer lächerlich schweren Einkaufstüte. Das darf doch nicht wahr sein, diese Schoggiberge! Das gibt wieder Arbeit für Diabetes-Spezialisten und Zahnärtze. Und ich hab's wiedermal geschafft, mir meinen Arsch in letzter Sekunde zu retten und meinen schwer auf der Kippe stehenden Ruf zu rehabilitieren bevor er zuerst überhaupt habilitiert wurde.
Klar, ich könnte im Februar mit meinem Osterhasen-Einkauf beginnen. Aber sorry, das ist mir einfach zu langweilig. Wo ist da denn die Herausforderung?!
Was mich jetzt noch beschäftigt ist die Herkunft des Wortes re-habilitieren. Habilitieren bedeutet nämlich, sich seine Doktorwürde zu verdienen. Logisch gesehen müsste dann folglich re-habilitieren das wiedererlangen der Doktorwürde sein. Aber im Konsens wird rehabilitieren nur dann gebraucht, wenn vorher was verpatzt wurde. Und das hat so wie ich das verstehe jetzt gar nichts mit habilitieren zu tun, denn habilitieren tönt nach reüssieren. Und wenn ich dann daraus das Adjektiv abzuleiten versuche, und mein Ergebnis google, dann schlägt goole vor, aus reuessant einen "Reissalat" zu machen. Davon wird einem wenigstens nicht so schnell schlecht wie von den ganzen Schoggihasen, die jetzt friedlich bei mir auf dem Sofa sitzen und ihren glücklichen kleinen Gesichtern nach zu urteilen keinen Schimmer von ihrem nahenden Ende haben.
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