Fürchte nicht dich vor der grossen Welt, sondern greif tapfer an
Dieser Spruch steht auf einem Chalet, an dem ich auf dem Weg nach Arosa vorbeigefahren bin. Leider sah ich ihn erst auf dem Rückweg, denn sonst wärs mein Credo geworden für die Abfahrten die ich machte.
Der Schneesturm von Donnerstag Nacht hatte auch sein gutes: Für mein Wochenende in den Bergen herrschten ideale Bedingungen. Zumindest was den Schnee angeht. Wetter- und vor allem Sichttechnisch besteht noch grosses Optimierungspotential.
Es hätte eigentlich ein Team-Ausflug werden sollen, aber schlussendlich standen am Freitag nur Lucky-Luke und ich auf der Piste. Er, der im Jahr ca. 1.5 Monaten auf den Bettern verbringt. Ich, die letztes Jahr einen Tag Ski gefahren ist, und die 10 Jahre davor überhaupt nicht. Als keines Kind hatte ich es irgendwann gelernt und war sogar richtig gut (die einzige Medaille die ich in meinem Leben geholt habe - sowas vergisst man nie! Und eine Büchse Heliomalt hats dazu auch gegeben. Das mochte ich zwar nicht so gern, aber weils MEIN Preis war, war's natürlich trotzdem toll).
Lukas hatte mir versprochen, es langsam angehen zu lassen - gemütlich! Super. Da ich ihm (bis jetzt) blind vertraue, überliess ich ihm kampflos die Führung. Also rauf, rauf, rauf mit der gondel (verdammt hoch rauf, uii, das muss man dann alles wieder runter, hmm ...), auf die Ski, und los gings. Schmale Piste, steil, an manchen Stellen Schneewehen und an andern Stellen Eis, und Lukas *zisch* und weg. Ich kriegte ein kleines bisschen Panik und nahm die Verfolgung auf. Nach viel Gerutsche, Geschleife, Kurven die im letzten Moment gezogen wurden und Knie die sich hartnäckig nicht nach vorne drücken lassen wollten sondern störrisch gegen hinten zogen, kam ich auf dem ersten Plateau an, wo Lukas auf mich wartete. Und der Herr fand genau die richtigen Worte um mich zum weiterfahren zu bewegen: "Das lief doch super!" Oh. Bin ich gar nicht so schlecht wie ich dachte? Na dann, kanns ja weitergehen! Und weiter gings. Ich sah zwar NULL auf der Piste, und fuhr dementsprechend zurückhaltend, aber im grossen und ganzen ja immer Lukas hinterher. Genau so lange, bis ich mich irgenwann im Tiefschnee wiederfand. Scheisse (*markerschütternder Schrei*)! Ich bin noch nie in meinem Leben Tiefschnee gefahren! Die Ski soffen fast ab, und ich sah mich in Gedanken schon bis zum Hals im Schnee stecken, als wär's Treibsand. Dagegen hilft nur eins: immer weiter, weiter weiter (abgeleitet von: immer schwimmen, schwimmen, schwimmen!). Dann gings plötzlich ordentlich runter und ich wurde verflixt schnell. Aaaaaaaaaa! Resistance! Mein natürliches Bedürfnis nach bremsen setzte ein, doch ich hatte keine Ahnung wie. Bevor ich lange drüber nachdenken konnte, hatte sich mein Körper offenbar bereits zur Notlösung entschieden. Der linke Ski blieb auf der Strecke, ich fuhr einbeinig weiter und fiel vorüber in den Schnee. Da ich ziemlich Schuss hatte, rutschte ich noch einige Meter auf meiner Backe weiter. Sehr angenehm. Ein Schneepeeling sozusagen. Ich hatte mich hingepackt, und zwar genau unter dem Sessellift und vor Lukas Augen.
Danach hatte ich so richtig schlottrige Beine. Der Führer hatte versagt, und ich riss die Herrschaft über meinen Abfahrts-Weg zurück an mich. Es war meine einzige Chance zu überleben! Lukas beugte sich meinem Kommando und fuhr von da an brav auf der Piste. Er voraus, und hat unten auf mich gewartet, bis ich mit viel Geschrei hinterher kam. Davon gibt's sogar noch ein Filmchen, völlig ohne mein Wissen aufgenommen.
Am nächsten Tag sind dann einige weitere zur Gruppe gestossen, und mein Chef hat es sich zur Missio gemacht, mir das Wedeln beizubringen. Oh mein Gott. Ich meine, Carven kann man schnell mal noch. Aber wedeln - himmelherrgott nochmal! Am Ende des Tages konnte ich kaum meine Beine mehr bewegen, ich hatter dermassen Muskelkater.
Trotzdem bin ich froh habe ich vor den Schwarzen Pisten nicht den Hut gezogen, sondern sie tapfer angegriffen (wenn auch anfangs unwissentlich). Denn es hat einen Sauspass gemacht! Schade hab ich das erst ende Saison wieder-entdeckt ... Doch zum Glück ist noch nicht aller Tage Abend, ich geh wieder, keine Frage!
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