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Donnerstag, Juni 28, 2007

Schwarzwäldertorte zum Frühstück

Zürich, 9 Uhr Morgens. Die Sonne drückt durch eine bleischwere Wolkenschicht, die sich über der Stadt eingenistet hat, und kitzelt mein Gesicht.
Momentan sitze ich als Rock-Chick verkleidet an meinem Schreibtisch und schaufle ein Stück Schwarzwäldertorte in mich hinein, als hätte ich seit Tagen nichts mehr zu Essen gekriegt. Meine Augenlider drohen der Schwerkraft zum Opfer zu fallen, und ich lechze nach einer Dusche. Das ist wohl einer dieser Tage, die in die Geschichte eingehen. Weil sie entweder zum scheitern verurteilt sind, oder aber dermassen genial werden, dass ich mich fühle als wäre ich zu Gast in einem schönen Film. Prognose bis jetzt: ich glaube das wird irgendwann ein genialer


Angefangen hat alles wie immer äusserst harmlos. Meine heirats(un?)willige Freundin und ich machten uns gestern Nachmittag auf den Weg nach St. Gallen, assen was und machten uns dann auf in die Birreria. Dafür musste ich mich auch von meinem konservativen Tagesoutfit trennen (gemäss der Definition eines Kollegen … pfff, ich und konservativ?!) und mich in besagtes Rock-Chick verwandeln.
Meine Freundin und ich gehörten als Frauen definitiv zur Minderheit. Dementsprechend konnten wir uns nicht über fehlende Aufmerksamkeit beklagen. Dazu gute Musik, ein bisschen Alkohol. Was will man mehr?! Es hätten höchstens ein paar Zigaretten weniger sein dürfen.
Allerdings trieb mich mein Verwantwortungsbewusstsein zu fortgeschrittener Stunde langsam aber sicher in Richtung heimisches Bett. Meine Freundin hielt überhaupt nichts von dieser Idee, vielleicht auch, weil sie sich anders gut amüsierte als ich. Sozusagen nachhaltig gut, während ich meine Bekanntschaften relativ oberflächlich hielt.

Meine eindringlichen Ratschläge, dass wir wirklich langsam gehen sollten, kratzten sie überhaupt nicht. Zwar nickte sie eifrig mit dem Kopf und plapperte strukturlose Pläne, von wegen bleiben bis dead End, danach noch schnell einen Espresso schlürfen, und dann heim, oder aber bleiben bis dead end, dann ein bisschen schlafen da, heimfahren und ein bisschen schlafen dort, und wieder weiterfahren.
Kommt ja gar nicht in die Tüte. ich schlafe einmal pro Nacht, und Punkt.
Es kam zu einer etwas intensiven Diskussion, doch ihr Herz und ihr Verstand waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf sehr verschiedenen Pfaden unterwegs. Das Feuer in ihren Augen erklärte Alles. Jemanden aufzuhalten, bei dem dieses Feuer brennt, wäre ungefähr so wie wenn man versuchen würde, einen Tornado zu stoppen. Man kann nur eins tun: Ihm aus dem Weg gehen.

Um 24 Uhr rief ich meinen Freund Roman an, und bat um Asyl für die Nacht. Wurde gewährt, und ich machte mich so schnell wie möglich von den Socken.
Der Nachtfalter bei mir zu Hause hat sich unterdessen sicher furchtbar geärgert, dass ich überhaupt nicht aufgetaucht bin, und somit nichts aus seinem Rundum-Schlag gegen mich wurde!

Jetzt sitze ich wie gesagt in meinem türkisfarbenen Pulli mit grünen Haien drauf an meinem Schreibtisch, und frage alles, was meine Welt so bewegt. Eben auch die Frage, ob sich die Welt ihrem Untergang entgegen bewegt. Was die Antwort darauf angeht, bin ich mir noch nicht sicher. Aber selbst wenn, was könnte man da schon machen?
Schwarzwälder-Torte essen zum Frühstück zum Beispiel … ist doch schon mal filmreif!