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Dienstag, Februar 06, 2007

Prominenz auf Eis

Eigentlich wollte ich schon am Donnerstag Abend aufbrechen in mein Wochenende im Schnee, aber schlussendlich siegte meine Faulheit. Statt nach einer durchgezechten Nacht in aller herrgottsfrühe aufzustehen, tendiere ich generell eher dazu, relativ ausgiebig auszuschlafen. Das hab ich dann am Freitag auch gemacht, und bin dann doch sogar noch in Davos angekommen, als es noch hell war. Gerade noch …

Ich konnte mein Zeugs verstauen, und dann ging’s ab ins Bolgen-Plaza. Nachdem ich vor ein paar Wochen ziemlich über die Stränge geschlagen habe mit Alkohol (wohlvermerkt: es waren DREI Bacardi Cola. Mehr nicht.) habe ich den Entschluss getroffen, ziemlich viel kürzer zu treten. Mit dem Vorsatz stand ich im BolgenPlaza an die Bar und bestellte einen Café Baileys. Der kam, und mit dem Kaffee auch gleich der Eigentümer des ganzen, der offensichtlich einer kleinen Flirterei nicht ganz abgeneigt war. Plötzlich war ich mitten unter Leuten, die ich überhaupt nicht kannte, und bekam shot um shot in die Hand gedrückt. Da ich meinem Vorsatz doch treu bleiben wollte, seilte ich mich galant ab und schloss wieder zu meinen Freunden auf. Da liess der Chef die shots halt an diesen Tisch bringen, und meine Freunde freuten sich.
Nach dem klitzekleinen alkoholischen Exkurs hielt ich meinen Vorsatz tiptop ein, und fand es dafür nachher mega-öde. Es ist nie eine gute Idee, nüchtern mit Besoffenen wegzugehen, und an einem Skitag ist Besoffensein schon fast Pflicht. Scheinbar.
Mir war’s danach ziemlich langweilig, bis plötzlich, sehr viel später, ein kleiner, eher unscheinbarer Junge (?) vor mir stand. Er erinnerte mich stark an Harry Potter, und forderte mich zum tanzen auf. Eher ungewöhnlich, in einer Disco mit Popmusik. Aber, wie sich herausstellte, nahm er es nicht so genau mit Taktgefühl und Koordination, und hampelte dermassen herum, dass er aussah wie eine Marionette. Und da er mich an den Händen festhielt, machte ich unfreiwillig all seine Bewegungen mit. Ich konnte mich vor lachen kaum halten. Aber Harry Potter liess sich nicht beeindrucken und tanzte munter weiter. Ziemlich bald dachte ich „das ist der schlechteste Tänzer, den ich je gesehen habe“.
Wir waren gerade herrlich am rumhampeln, als direkt vor unserer Nase eine riesen Schlägerei losging. Harry Potter zog mich auf eine Art Podest oder Bühne, und tanzte sogar dann noch weiter. Später an dem Abend hab ich gehört, dass einiges Jungs der Fachhochschule in die Schlägerei verwickelt waren, aber das hab ich nicht gesehen weil ich aufpassen musste, dass ich nicht selber plötzlich eine Faust aufs Auge oder einen Kinnhaken bekam, weil Harry Potter so hampelte.

Als ich mich schliesslich von ihm verabschiedete, hatte er bereits einigen andern die Getränke aus den Händen geschlagen, wäre im Schwung fast von der Bühne geflogen, ist öfters gegen die Wand geknallt (oder hat mich knallen lassen) und hat mich so zum lachen gebracht wie schon lange niemand mehr. Übrigens war er nicht betrunken, was mich jetzt noch erstaunt.

Als ich ins Hotel kam, war mein ganzes Zimmer voll Männer, die dort nicht rein gehörten. Sämtliche Typen, die in die ominöse Schlägerei verwickelt gewesen waren, und jetzt vor lauter Aufregung darüber nicht schlafen konnten. Soll noch mal jemand sagen, Männer müssen nicht über ihre Emotionen reden!! Die taten es nämlich, und zwar kauten sie jedes Detail durch, bis es wirklich tot geredet war. Wie langweilig! Ich konnte nicht anders, ich schlief einfach ein.

Am Samstag Morgen machte ich mich nach einem ausgiebigen Zmorgen auf den Weg nach St. Moritz, wo absolut herrliches Wetter herrschte und viel zu viele Pelzmäntel unterwegs waren. Ich hatte keine Ahnung wo ich hin musste und sehr viel Zeit. Schlussendlich wanderte ich drei Stunden rum, bis ich den Stall gefunden hatte wo meine Kollegin und alle andern Pferdebesitzer die Pferde fürs White Turf unterbrachten.
Mein Weg führte unter Anderem über den See, welchen ich sehr zögerlich betrat, da ich dieser Sache überhaupt nicht traue. Meiner Meinung nach ist’s viel zu warm, um auf die Stabilität des Eises zu vertrauen, aber was zählt meine Meinung in dieser Sache schon! Also testete ich die Verhältnisse selbst und siehe da, das Eis hielt stand!

Als meine Kollegin eintrudelte ging wieder Action los. Sie hatte zugesagtk, für einen lokalen Fernsehsender ein Interview zu geben. Ich wurde kurzfristig zur Regie-Assistentin gemacht, da der Kameramann, Interviewführer und Regisseur, alles in einem, zu wenig Hände hatte. Fuuuuuun!
Überschattet wurde der ganze Tag aber von einem Unfall einer der Rennfahrer. Er war mit seinem Pferdetransporter auf der Autobahn durch die Leitplanke gebrochen, und drei Meter den Hang runtergestürzt. Ein Pferd war sofort tot, zwei verletzt und eines war wie durch ein Wunder ohne einen Kratzer davongekommen.
Im Rennsport ist es übrigens so, dass alle sich kennen und duzen. Weil sie höchstwahrscheinlich schon irgendwann mal was zusammen hatten. Die Szene ist recht klein, und es gibt wenig Spielraum sich aus dem Weg zu gehen. Kleines Beispiel dazu: Florence’s Freund war der Fahrer des Pferdetransporters, der den Unfall hatte. Florence ihr Pferd ist tot. Adi’s Pferd, welches auch im Anhänger war, hat überlebt.
Vor ca. drei Jahren wurde Adi’s Bruder in Frankreich umgebracht, und zwar von Florence’s Mutter.
Wären wir hier bei der Mafia, hätte ich wahrscheinlich ein bisschen Angst dass der Stall angezündet würde oder so!
Anyway, richtig viel Action kam dann heute auf, am Renntag. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefreut, zwar in St. Moritz zu sein, aber nicht unter der High Society. Inkognito unterwegs sozusagen. Hat aber nicht ganz geklappt, denn ich musste mit auf die Rennbahn. Übel, das ist DAS Zentrum der Aufmerksamkeit, und ich konnte mich nirgends verstecken. Aber offensichtlich habe ich es unbeschadet überlebt, und sogar noch fotografiert. Das heute war fototechnisch das Rekken, das nächste Mal weiss ich, wo ich hinmuss und was sich zu fotografieren lohnt. Allein schon deswegen lohnt sich die ganze Anreise nach St. Moritz. Bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter wieder so mitspielt.
Meine Kollegin wurde übrigens disqualifiziert, weil ihr Pferd galoppierte. In einem Trabrennen wird das nicht so gern gesehen. Sie meint er sei erschrocken weil ihm Schnee an den Kopf flog. Verständlich, das Pferd ist ein richtiger Beach-Boy - es kommt aus Marseille und kannte Schnee bis jetzt im besten Fall aus dem Bilderbuch. Vielleicht schmeisse ich ihm das nächste Mal als Vorbereitung solange Schneebälle an, bis es sich daran gewöhnt hat.

Last but not least: Promis habe ich keine gesehen, bzw. nicht erkannt. Wie auch, in ihren Pelzmäntel sehen sie alle gleich aus! Bei einem, von dem ich weiss dass er da war, und ihn sogar gehört habe, nervts mich aber ein bisschen: Gerne hätte ich ein Foto von Nick Heidfeld geschossen! Er ist auf dem See rumgedüst in seinem Auto … was für ein Spass! So wie ich das sehe gibt’s noch einige Dinge in meinem Leben, die ich mal ausprobieren muss.