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Montag, Juli 02, 2007

what wants to come down, must go up first

Durch das ganze Zügeln sind meine Wochenenden momentan um einiges anstrengender als die normalen Wochentage. Es ist einfach unglaublich, was man alles in einer Wohnung braucht! Ich unterteile mittlerweile in zwei Kategorien: die notwendigen Übel, und die athmosphäre- und Stimmungsaufhellenden, wenn auch meist nutzlosen Dingen. Staubsauger und Bügelbrett/-Eisen gehören in erstere Kategorie. Kleine Kerzenständer mit Muscheln drin definitiv in die zweite. Und so auch mein geliebtes Bike ...

Am Sonntag hatte ich die grandiose Idee, es umzusiedeln. Aber für einmal nicht mit meinen heiss und innig geliebten ÖV, sondern gleich selbst fahren. Easy, sind nur 30km. das mach ich ja locker, dreimal hintereinander!
Also schön Route ausgetüftelt, Velo Computer eingestellt damit ich sehen kann, wieviel ich schon bewältigt habe, und ab die Post. Schon nach 3m wurde mir schmerzlich bewusst, dass mein Velocomputer nicht die Absicht hatte, mir den Stand der Fahrt mitzuteilen, und so musste ich wohl oder übel auf ihn pfeiffen.
Da ich natürlich weiss, in welcher Richtung Zürich liegt, fuhr ich einfach mal so drauf los. Klar, ich hatte den ungefähren Wegplan im Kopf, aber nahm gewisse Abweichungen zugunsten meinem untrüglichen Spürsinn in Kauf. Vielleicht führte mich meine Intuition ja zu einem super-geheimen Schleichweg! Dieser Möglichkeit wollte ich natürlich nicht im Wege stehen.

Anfänglich stimmten Wegbeschreibung und Intuition erstaunlich gut überein. Doch urplötzlich stieg mein eingebautes Navi aus. Vielleicht wars auch der hübsche Biker, der da aus einer Seitenstrasse geschossen kam. Jedenfalls entschloss ich mich kurzfristig um, in eben diese Strasse einzubiegen, und fuhr somit in meine Verirrung. Ich habe ehrlich keine Ahnung wo der verrückte Kerl runtergekommen war, denn die Strasse hörte nach ca. 300m auf. Noch nicht fertig gebaut! Dafür aber führte ein absoluter Waldweg steil den Hang hinauf. Waldweg ist noch übertrieben, das hatte mehr von einem ausgetrockneten Flussbett. Und steil war das! Ächzend und keuchend schob ich mein Bike da rauf. Die Wälle links und rechts von mir wurden immer höher, und ich überlegte mir was ich wohl machen würde, wenn mir plötzlich eine Springflut von oben entgegen kommen würde. Mich selbst konnte ich vielleicht retten, doch für mein Bike sah ich dunkelschwarz.
Glücklicherweise kam keine Springflut, statt dessen vernahm ich immer lauter werdende Kuhglocken. Ach du Schande, führte der Weg etwa auf eine Weide mit jungen Stieren? Die hätten bestimmt ihre helle Freude an mir! Wie schnell konnte ich im Falle eines Angriffs auf diesen Wall raufkraxeln, und: können Stiere wohl klettern? Ich kanns nämlich nicht, darum - wo ich raufkomme, könnte grundsätzlich auch ein Stier es schaffen.
Doch wieder hatte ich Glück, und endete nicht als aufgespiesster Torrero.

Der Hügel hingegen schien kein Ende nehmen zu wollen. Aber es ist ein Naturgesetz, dass absolut ALLES mal ein Ende hat, und so liess ich mich, dem Zusammenbruch nahe, nicht beeindrucken und bot dem Hügel Paroli: "Pha, du kannst mich mal! Ich kehre sicher nicht um!" (... Ich hätte ja auch nicht gewusst wie sonst weiter.) Ausserdem war mein Ehrgeiz geweckt. Ich stiess gerade an meine körperlichen Grenzen. In solchen Situationen kann man sich entweder sagen "jut is, jetzt weiss ich was ich kann!" oder man kann den Verstand abschalten, und den Körper einfach machen lassen. Und merkt dann plötzlich, dass die Grenzen noch lange nicht erreicht sind.

Als ich endlich, endlich den höchsten Punkt des gigantischen Berges erreicht hatte, kam ein Bus angefahren. Mein verweichlichter Verstand bettelte darum, einsteigen zu dürfen und konfortabel zum neuen zu Hause chauffiert zu werden. Doch das liess mein Stolz nicht zu. vielleicht meldete sich da die Intuition auch wieder ein kleines Bisschen zu Wort, denn der Teil, der nun noch vor mir lag, war der beste der ganzen Fahrt: die ABFahrt!
In einem Affenzahn fuhr ich runter, allem davon, durch Felder und Wiesen. Um mich völlige Stille, nur der Wind, der mir um die Ohren pfiff. Als ich unten ankam, war ich total high.

Ich glaube es ist auch ein Naturgesetz, dass die grössten Anstrengungen am intensivsten belohnt werden. Früher oder später wird alles ausgeglichen und man kann ernten, was man gesät hat. Der Schlüssel dazu ist so simpel wie schwierig: Geduld.