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Mittwoch, August 16, 2006

after every rain comes the sun again

Seit ich weiss, dass ich mein Studium bestanden habe, dass ich nie, nie wieder an diese Schule zurückkehren muss, bin ich der zufriedenste Mensch der Welt. Die Odyssee über die ganzen vier Jahre, in denen ich zum Teil das Gefühl hatte ich muss jede Minute einzeln zählen damit sie vorbei geht - all das ist zusammengeschrumpft auf ein Kapitel aus meiner Vergangenheit und tut mir nicht mehr weh. Es scheint jetzt im nachhinein sogar fast lächerlich, was ich manchmal für ein Drama gemacht habe. Hätte ich nicht in x-mails, Tagebüchern und auch Blogs aufgeschrieben wie ich mich gefühlt habe, ich würde es jetzt kaum mehr nachvollziehen können. So schnell ändern sich Situationen ...

Wie oft war ich kurz davor, alles hinzuschmeissen? Wie oft habe ich mich gefragt, warum ich das eigentlich mache, und WAS ich da eigentlich mache. Wie oft habe ich schlechte Noten kassiert für Fächer, die ich interessant fand, für die ich gearbeitet hatte, und in denen ich mich sattelfest fühlte? Ich muss gestehen, dass ich für einige Fächer nichts, aber wirklich nullkomma gar nichts getan habe. Das waren die Fächer, in denen ich nachher mit voller Absicht durchrasselte. Wenn ich nicht eingesehen habe, für was ich etwas lernen sollte, (z.B. Rechnungswesen) dann hab ich es nicht getan. Die Kalkulation war heikel, aber durchführbar. Trotzdem gehörten auch diese schlechte Noten zu den Tiefschlägen, auch wenn sie eingeplant waren.
Nach den Semesterferien ging's mir jeweils wieder ziemlich gut. 3.5 Monate reichten aus, mich für die nächste Runde zu stärken. Ich begann, das Studium mit einem Boxkampf zu vergleichen: während der Semester war der Kampf, und ich konnte nicht aus dem Ring raus. Mir gegenüber ein unbezwingbarer Gegner, mit jeder schlechten Note, die ich zurückbekam, kassierte ich einen deftigen Schlag. Jeweils gegen Ende des Schuljahres fühlte ich mich so ausgebrannt und fertig, dass ich kaum mehr Motivation hatte, morgens aufzustehen. Jeder Schlag, der noch kommen sollte und würde, könnte das Fass zum überlaufen bringen. Was nützt es einem Boxer zu wissen, dass in fünf Minuten der Kampf zu Ende ist, wenn der nächste Schlag ihn k.o. schlagen wird? Nur wegen der Gewissheit dass der Kampf gleich vorbei ist, hält er dem nächsten Schlag nicht zwingend noch stand!

Ich hielt stand. Dank meinen Freunden. Letztes Jahr ca. im Juni erhielt ich eine Prüfung zurück, die alles veränderte. VWL, ein eigentlich sehr interessantes Fach. Ich wusste, dass diese Prüfung sehr knifflig werden würde, und habe deshalb in den Stunden extra fleissig mitgemacht, um meinen Wissensstand zu checken. So kam es, dass ich ziemlich beruhigt an die Prüfung ging. Umso ernüchtender das Resultat, irgenwas Ungenügendes um 3.4 oder so. Es war der eine Schlag zuviel. Ich begann wortlos meine Sachen zu packen und wollte gehen. Für immer. Meine Freunde hielten mich davon ab, sagten, ich könne nicht aufgeben, ich sei schon so weit, und ich hätte doch nichts zu verlieren ausser einem ganz kleinen bisschen Zeit. Ich musste Ihnen recht geben und blieb. Aber von dem Moment an grenzte ich Noten aus. Ich akzeptierte sie schlicht und einfach nicht mehr als Leistungsmessung, denn ich wusste ich bin besser als eine 3.4.

im letzten Studienjahr hat meine Lernerei stark nachgelassen. ich habe nebenbei gearbeitet und habe eigentlich ein ziemlich gutes Leben geführt. Mein Standpunkt war der: Schlechte Noten krieg ich auch mit weniger Aufwand hin! Das hat geklappt. Von einem ökonomischen Standpunkt aus gesehen habe ich mein Studium mehr als erfolgreich bestanden: ich hab einen guten Job, ich hatte ein wirklich angenehmes Leben dank des verdienten Geldes, ich habe mir eine 3-monatige Auszeit erarbeitet, und ich habe das ***-Diplom geholt.

Aber das, was mir am aller, allermeisten gegeben hat ist all das, was ich für's Leben gelernt habe. Angefangen vom Durchhalten, über Kriegsführung, Selbstcoaching, ich habe mich selbst besser und viele tolle Leute kennengelernt. Und völlig egal, wie schlimm es manchmal zwischendurch war, das was ich jetzt bekommen habe, war jede einzelne Sekunde Schmerz und Ansch***, jede einzelne Träne und jeden Schweisstropfen wert.

Es gibt verschiedene Varianten, schwierige Situationen durchzustehen. Aufgeben ist keine. Phil, ich bin stolz auf Deine Entscheidung durchzuhalten! look around, you might already see the rainbow.