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Montag, Februar 26, 2007

Extremsport Leben

Die Arme ausgebreitet, zum Sprung in die endlose Tiefe bereit. Meine Höhenangst lässt meinen Puls rasen, Adrenalin durchflutet meinen Körper, und alles wird ganz klar. Ich bin aufs Äusserste konzentriert. Jetzt keinen Fehler machen! Aber vielleicht geht der Fallschirm nicht auf …

In vollem Galopp über Wiese und Felder, ungeschützt, ungebremst. Ein Fehltritt von meinem Pferd und ich könnte mir das Genick brechen. Die Gefahr schwebt wie eine Wolke über mir, ist geradezu greifbar. Der Gedanke daran bohrt sich in mein Bewusstsein, schreit meine Vernunft an "Tu das nicht! Du könntest die Kontrolle verlieren!", doch der Drang nach grenzenloser Freiheit ist grösser. Wind zerrt an meinen Haaren, treibt mir die Tränen in die Augen. Unter mir die kolossale Kraft einer einzigen PS. Ich realisiere dass ich ein winziges Element im Spiel des Lebens bin, ohne viel Einfluss, ohne Kraft. In einer Sekunde kann es vorbei sein, wenn ich mich dagegen auflehne statt mit zu gehen

Hände, Arme, Beine, mein ganzer Körper ist halb taub, aber ich kann jetzt nicht loslassen. Ich habe die Felswand fast bezwungen, nur noch wenige Meter, bis ich oben bin. Meine Muskeln drohen zu versagen, verweigern die vom Kopf gesandten Befehle. Wenn ich jetzt falle, falle ich vielleicht endlos.


Ich donnere über die Wellen, das Zusammenspiel von Wind und Wasser perfekt ausnutzend. Die Konzentration gebündelt, alle Sinne geschärft. Ich muss das Segel dem Wind anpassen bevor er mich überrascht und vom Board fegt. Wie eine Feder im Wind würde ich durch die Luft segeln, schwerelos und völlig Chancenlos. Trifft mich der Mast am Kopf, bin ich so gut wie tot. Dagegen kann ich mich ein Stück weit schützen, doch bleibt die Gewissheit dass ich im schlimmsten Fall gegen die Gewalt des Wassers nicht das Geringste ausrichten kann.

There's no drug like adrenalin! Vor allem wenn's mir nicht gut geht. Wenn ich meinen Teil einer Abmachung erfüllt habe, aber trotzdem etwas völlig schiefgeht, das nicht in meiner Macht lag! Dann wird der Wunsch nach Situationen, in denen ich dem Leben ausgeliefert bin, schier übermächtig. Ich bringe mich bewusst in die Position des Schwächeren, fordere das Leben heraus. Tanze auf Messers Schneide und geniesse den Ausblick in den Abgrund. Die Kontrolle liegt nicht mehr bei mir, und ich bin mir dem Risiko dass mir etwas ohne mein eigenes Verschulden passieren kann, absolut bewusst. Im Extremsport gehört dieses Bewusstsein dazu. Warum fällt's mir denn bloss im richtigen Leben so schwer, Dinge zu akzeptieren die ich nicht ändern kann?