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Dienstag, Oktober 02, 2007

Fritz drin

Ich hab ein neues Haustier: Fritz die Spinne. Die grosse Spinne. Er ist mir zugelaufen, und sass eines Morgens einfach an einer Wand in meinem Schlafzimmer. Zuerst dachte ich, ich müsse sofort den Staubsauger holen und das Vieh unschädlich machen, doch wie er so da sass, brav und ganz ohne Deckung, machte er fast ein bisschen den Eindruck als wolle er offiziell um Asyl bitten. Da's draussen so furchtbar kalt ist, würde er gerne den Winter über hinter meinem Schrank wohnen. Oh je.
Wäre Fritz eine Katze, hätte ich keine Sekunde gezögert, und die Idee mit dem Staubsauger wär mir nicht im entferntesten gekommen. Als Spinne hat man definitiv die schlechteren Karten ... Da er aber mit offenen Karten zu spielen schien, überwand ich meine anfängliche Abneigung, und gewährte ihm Unterschlupf. Unter den gleichen Bedingungen, denen sich bei mir auch Nachtfalter und Freunde zu unterwerfen haben: Mein Bett ist mein Heiligtum und wird nicht betreten. Und ich auch nicht. Nicht wenn ich drinliege, nicht wenn ich auf dem Sofa liege, nicht überhaupt nicht. Die Spinne bat ich ausserdem, es sich nicht in meinen Kleidern gemütlich zu machen, weil es mich höchstwahrscheinlich stark erschrecken würde, wenn ich in einen Pulli reinschlüpfe und der ist schon besetzte.
Fritz sass ruhig da und hörte mir zu. Beim Punkt mit den Kleidern schüttelte er allerdings verständnislos den Kopf und fragte mich, wieviele Spinnen ich kenne die das tun würden! Angesichts der Tatsache, dass es mir bis jetzt in 25 Jahren tatsächlich noch nie passiert ist, musste ich Fritz recht geben.

Als ich gestern Abend dann ins Bett ging, war Fritz nirgends zu sehen. Zur Sicherheit erinnerte ich ihn nochmal an die Regeln, und versuchte möglichst autoritär und unnahbar zu sein. Nicht, dass Fritz noch Zuneigung zu mir entwickelt und sich Nachts an mich schmiegen will!
Er liess sich weder blicken noch was von sich hören, und so überkam mich langsam mein erster Traum. Legionen von Fritz-Spinnen, die unter meiner Eingangstüre durchkamen. Angeführt von Fritz himself, der ihnen begeistert erzählte, was er für einen tollen Platz zum überwintern gefunden hatte!
Schnell schlug ich die Augen wieder auf und schob den Traum in seinen Anfangszügen weit weg.
Wie kann ich nur schon so einen Blödsinn denken!
Als ich die Augen wieder zumachte, hörte ich es Knacken im Zimmer. Spielte Fritz Fussball mit einem zusammengekrugelten Stück Papier? Ich hoffte es! Würde meine Katze mit einem PingPongBall spielen würde es mir auch nix ausmachen. Also beschloss ich, Fritz in Ruhe weiterspielen zu lassen, und schlief wohl endlich endgültig ein.

Eine Stunde später schreckte ich erneut hoch, diesmal aber im Schlaf. In letzter Zeit träume ich wieder häufiger, dass gleich alles mögliche zusammenstürzt. die Zimmerdecke, das ganze Haus, letzte Nacht war es mein Kleiderschrank, der mich anzufallen schien. Ich schoss also raus aus dem Bett, im stockdunklen Zimmer Richtung Ausgang. Im gleichen Moment kam mir Fritz in den Sinn und ich verharrte quasi in der Luft. Vielleicht war er immer noch am Fussball spielen, oder hatte sich entschlossen, ein Nickerchen zu machen, und ich zertrample ihn einfach hinterrücks? Das ist der nette Grund meines Zögerns. Der egoistische ist: Ich will doch keine zerstampfte Spinne an meinem nackten Fuss kleben haben!
Also tappte ich vorsichtig auf den Spitzen meiner Zehenspitzen zur Türe und machte Licht. Der Schreck um Fritz hatte mich soweit geweckt dass ich realisierte, dass zu keiner Zeit eine Gefahr für mein Leib oder Leben bestanden hatte, da mein Schrank sich mitnichten dem Einsturz näherte. In den Lichtfluten konnte ich ebenfalls feststellen, dass von Fritz nach wie vor keine Spur zu sehen war. Auch keine Spuren seiner Überreste.
Vorübergehend erleichtert ging ich zurück ins Bett. Allerdings frage ich mich schon, woher diese ständigen Angst-attacken mitten in der Nacht kommen! Vielleicht ist Fritz gekommen, damit ich mich nicht so alleine fühle und keine Angst mehr haben muss?