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Dienstag, September 11, 2007

Sunset-Boulevard-Girl?

Am Samstag rief Kollege Danny Ocean an, und lud mich als Statistin für einen von ihm mitproduzierten Film ein. Ich weiss dass es ein Liebesfilm ist, aber die genaue Geschichte kennen wohl nur die ganz eingefleischten Filmemacher und Hauptdarsteller. Mein Part war es, an der Beerdigung eine Trauernde Kollegin des Verstorbenen männlichen Hauptdarstellers zu mimen.
Ganz in schwarz gekleidet fand ich mich mit einer Freundin am Friedhof ein. Dort prallten zwei Welten aufeinander. Einerseits die andächtige Stille, die über jedem Friedhof schwebt, und anderseits die perfekt vorbereitete Film-Umgebung mit einem riesen Kran, an dem die Kamera hing.
Nach und nach trudelten weitere Statisten ein, die jedoch ohne weiteres auch einfach Friedhofsbesucher hätten sein können. Eine Frau trug eine Sonnenbrille und schniefte. Ich hätte schwören können, die war echt! Dementsprechend vor den Kopf gestossen war ich, als der Regisseur ganz easy auf sie zuging und fragte "Grüezi, chömed sie au go filme?" Gottseidank sagte sie ja!

Die Filmcrew hatte an alles gedacht - über einem ausgehobenen Grab war der Sarg aufgebahrt, wunderschön geschmückt mit Blumenkränzen, daneben Weihwasser.
Anfänglich herrschte unter den Statisten eine leichte Betretenheit. Trotzdem uns völlig klar war, dass das hier nur gespielt war, konnten sich die meisten der Friedhof-Athmosphäre nicht ganz entziehen.
Als dann die ersten Szenen gedreht wurden, und der Pfarrer so authentisch rüberkam dass ich mir überlegte, ob das tatsächlich der richtige Pfarrer war, hätte ich einfach so losflennen können. Trauerrede aus original Grab-reden-Büchlein, dieses Gewand, die Person, die perfekt in diese Rolle passte, dann diese Frau, die so perfekt heulen vortäuschen konnte, ... das laute "STOP" des Regisseurs riss mich ziemlich unsanft zurück in die Realität. Stimmungswechsel - Realität, Filmset, nix mit andächtig, sondern ein normaler Sonntag Nachmittag, umgeben von jungen Menschen, weit und breit kein Grund zum traurig sein.
Dann wieder Kamera ab, Trauermine aufsetzen, Grabrede, alles nochmal von vorne. Und wieder STOP!
Nach jedem Stop wurde der Wandel von normal zu trauernd einfacher. Doch auch oberflächlicher. Wenn die Szene lange genug dauerte, schaffte ich es tatsächlich, ein paar Tränen in die Augen zu kriegen, doch je mehr Unterbrüche wir hatten, desto schwieriger wurde es, in die Trauerwelt einzusteigen.

Aber so richtig, richtig schwierig wurde es beim Filmen des Verlassens des Friedhofes. Es war wohl der komischste Abschied, den die Filmgeschichte je gesehen hat. Nach drei Stunden filmen war die Friedhof-Atmosphäre gänzlich dem "wir-drehen-einen-film, juhui!"-Gefühl gewichen, und ich konnte mir das Grinsen nicht mehr verkneifen. Es nützte nicht mal mehr was, in die Sonne zu schauen um ein bisschen tränende Augen zu kriegen. Deshalb wandte ich mich bei der Verabschiedungs-Szene jeweils sehr schnell von der Kamera ab, und liess mich nur von hinten beim Händeschütteln und verzweifelten Umarmen von den andern Trauergästen filmen. Während ich ihnen schamlos ins Gesicht grinste, und sie tod-ernst darüber hinwegsehen mussten, da die Kamera jede Regung in ihrem Gesicht kompromisslos aufnahm.

Einen Oscar werde ich nicht kriegen für die Rolle, aber ich hoffe schon wenigstens auf einen Stern auf dem Walk of Fame! Und natürlich auf weitere Rollenangebote, denn es war ein Heidenspass. Das nächste Mal gerne in einem Horror-Film, wo ich das Opfer eines blutrünstigen Mörders spielen würde. Mit richtig viel Geschrei und Kill-Bill-mässig-spritzendem Blut. Das gäbe nur schon aus den Bloopers einen eigenen Film!