kostenloser Counter

Freitag, August 24, 2007

Der Liebe ein Schippchen schlagen

Wenn man kreativ ist, kommt man manchmal auf abstruse Ideen zur Bewältigung der Tücken des Lebens. Bei der Umsetzung dieser Ideen schlägt man wohl folglich dem Leben das bekannte Schippchen. Man versucht, Probleme mit immer unkonventionelleren Methoden zu lösen, und weil das eine sehr spannende Art sein kann, durch s Leben zu gehen, wird diese Taktik nach und nach in weit mehr Bereichen als nur im Problemlösungsprozess angewendet. Z.B. in der Liebe.

In der dritten Klasse der Primarschule bekam ich eines Tages von einem Jungen ein Briefchen zugesteckt. Darin stand: "willst Du mit mir gehen? Bitte hier ankreuzen: ja ..... nein ... " Ich muss gestehen, er traf mich relativ unvorbereitet. Da wir eigentlich noch nie auch nur ein Wort miteinander geredet hatten, hatte ich die Anbandelung unserer Liebesgeschichte scheinbar völlig verpasst. Nichts desto trotz sagte ich damals spontan ja.

Heute ist besagte Anbandelung ein wichtiger Bestandteil der eigentlichen Beziehung. So wichtig wie das Vorspiel, worin sich die Qualität der eigentlichen Beziehung schon mal vor-offenbart. Und man immer noch zurück kann, wenn einem nicht gefällt, was man erlebt.

Eines der besten Mittel, um der Liebe auf die Sprünge zu helfen, ist das Vorbeibringen oder Abholen von bedeutungslosen und möglichst unnützen Dingen bei dem oder der Vergötterten. Sich komplett zum Affen machen, nur um IHN zu sehen. Bei ihm auftauchen, weil man dringend eine Packung Pasta braucht. Und nur ER kann diese liefern. Nicht der kleine Dorfladen direkt nebenan, oder die beste Freundin um die Ecke. Nur ER, und wenn er 100 kilometer weit entfernt wohnt. Man findet immer einen Grund, um bei ihm aufzutauchen, und in dem Moment, wo der Plan entsteht, ist man auch völlig überzeugt dass man absolut glaubwürdig und seriös erscheint.

Ist man dann auf dem Weg zum Angebeteten, so sinkt die Überzeugung in den Superplan von Kilometer zu Kilometer. Ach was, von Millimeter zu Millimeter! Zweifel kommen auf, und man kehrt vom Zustand absoluter Abgehobenheit langsam zurück in die unbequeme Realität. Die Einsicht, dass man gerade dabei ist, sich lächerlich zu machen, zwängt sich in den Verstand und ringt einen harten Kampf aus mit dem Herzen, das wie ein trotziges Kleinkind auf den genialen Plan besteht, nur um den Angebetenen zu sehen! Nur ein einziger Blick, ein Lächeln, vielleicht eine klitzekleine Berührung, und man wäre für immer selig.

Und wenn sich das Herz dann durchgesetzt hat, und man am Ziel angekommen ist, ist der Verstand soweit zurückgekehrt dass er abwechslungsweise fleht, schreit, zetert, uns am liebsten an den Haaren wegzerren würde, damit wir unsere Würde bewahren. Alles ist im Recht, nichts lässt er unversucht! Doch das kleine Stimmchen des Herzens, der bescheidene Wunsch, so kurz vor dem Ziel nicht aufzugeben, und ihm seinen Willen doch zu lassen, dieses kleine Stimmchen dringt glasklar durch, und führt uns weiter und weiter. Die Beine scheinen aus Gummi zu sein, und die Hand, die zur Klingel führt, zittert so sehr dass man sie fast verfehlt. Und kaum hat man geläutet, hat das Herz

Die endgültige Rückkehr in die Realität prallt auf einen, Gedanken schiessen durch den Kopf, kreuz und quer, so schnell, dass sie beinahe nicht mehr auseinander zu halten wären. "Oh mein Gott, ich stehe grundlos vor seiner Tür und habe geklingelt! Was mach ich bloss wenn er aufmacht? Was sag ich bloss?! Soll ich einfach wegrennen? Was sage ich wenn ...." Und dann geht die Türe auf. Wie in Zeitlupe. Zuerst sieht man nur, wie sich die Falle nach unten bewegt. Langsam, wie in Zeitlupe, schwenkt die Türe auf.Die Anspannung erreicht ihren Höhepunkt, der Atem stockt, die Fluchtreflexe sind kaum noch zu unterdrücken!

Und dann erscheint die Person, für die man bis ans Ende der Welt gehen würde und sich blamieren, nur um sie zu sehen. Steht vor einem. Steht einfach da, und schaut. Lächelt. Alle Anspannung weicht, und mit ihr zusammen auch der Rest der Welt. Nichts hat mehr eine Bedeutung, es gibt nur noch sie und ihn, in diesem Moment, für immer. Jeder einzelne, starke Herzschlag ist bestimmt meterweise hörbar. Eigentlich sollte man schon längst etwas gesagt haben, doch man kann gar nicht, in dieser Welt braucht es keine Worte. Vergessen der Vorwand, unter dem einen das eigene Herz an diesen Ort gelockt hat, vergessen die Nervosität und die Schüchternheit. Am liebsten möchte man ihm einfach nur noch um den Hals fallen und ihn küssen! Statt dessen kommen nur gestotterte Worte über die Lippen, doch der Mann reagiert souverän und bittet einen cool herein. Er lässt sich seine Nervosität in keinster Weise anmerken, und das verunsichert. War der Moment gerade eben eingebildet? Waren wir nicht beide dort? Soll ich doch noch die Ausrede mit den dringend benötigten Pasta bringen? So schnell die Nervosität verflogen ist, so schnell ist sie wieder da. "WAS MACH ICH BLOSS HIER?" Von den Zweifeln abgelenkt, fühlt sich die sanfte Berührung an wie ein elektrischer Stromschlag. Die greifbare Spannung entlädt sich in die Luft, und setzt mich eine Sekunde komplett ausser Funktion. All die Gedanken, die durch meinen Kopf schossen, sind gelöscht. Ich weiss nicht mehr wie ich heisse, woher ich komme, wohin ich will. Der Moment und die Verwirrung scheinen endlos, die Erlösung jedoch naht, Zentimeter für Zentimeter :-)