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Samstag, Jänner 05, 2008

Mekong Delta und Cu Chi Hoelen

Die Hardcore Reiserei geht weiter. Jenny und ich haben zwei Trips unternommen ins Mekong Delta, und zu den Cu Chi Hoelen. Vor allem auf den zweiten Trip freute ich mich unheimlich, erwartete es aber auch mit einer Art grausamen Gespanntheit. Seit ich mit 16 das erste Mal von "Agent Orange", dem Entlaubungsmittel das die Amis im Krieg benutzt hatten, gehoert hatte, liess mich die Vorstellung der Szenerie nicht mehr los.

Das Mekong Delta war einigermassen langweilig. Das Wetter zwar gut, doch bis jetzt haengt immer ein dicker, grauer Schleier ueber dem Land. Keine Spur von Sonne, und die Stimmung ist irgendwie drueckend. Sehr passend zur Geschichte des Landes, finde ich.
Wir fuhren mit dem Bus hin, bzw. haetten fahren sollen. Die vergassen uns schlichtweg. Als ich nach einer Stunde warten freundlich fragte, wie lange es noch dauert bis der Bus kommt, reagierten die Travel Agents ziemlich geschockt. Reagierten aber, vietnamesisch-typisch sofort, und bugsierten Jenny und mich auf zwei Scootern dem Bus hinterher. Eine sehr aufregende Reise, wenn man bedenkt dass in Vietnam keine Verkehrsregeln gelten. Im Taxi ist man eindeutig auf der sichereren Seite. Allerdings genoss ich die kleine Aufregung durchaus.
Leider holten wir den Bus ziemlich schnell ein, und stiegen um ins holprig-klapprige Verkehrsmittel.
Es dauerte eine Ewigkeit und eine Stunde bis wir beim Delta angekommen sind, und ehrlich - es gibt nix erwaehnenswertes darueber zu berichten. Viel Wasser, Reisschalenboote, und eine gefuerte Tour, die darauf abzielte, den Touristen moeglichst viel Geld abzuzocken. Das einzig wirklich gute waren die Coconut Candies. Ausgekochte Kokosnussmilch, gepaart mit Caramell, und dann Erdnussgeschmack hinzugemischt. Teufelszeug, das macht sowas von suechtig! Und schlecht, wenn man zuviel davon isst ... Ich war zuerst abhaengig und dann halb krank, Jenny entdeckte die berauschende Wirkung erst Stunden spaeter.

Auf dem Weg zurueck, per Boot diesesmal, schliefen wir alle ein. Ich weiss nicht ob es das Wetter oder was ist, aber hier schlafen staendig alle.

Der naechste Tag wurde bei weitem spannender, weil wir endlich zu den Cu Chi Hoelen gingen. Es ist wohl das, an was die meisten Leute denken, wenn sie Vietnam hoeren. Dann liest man ein bisschen darueber, und realisiert, dass ALLES unterirdisch war, selbst die Spitaeler. Doch dann dort zu sein, durch diejenigen Waelder zu gehen, die damals mit dem grauenhaften Gift bombadiert wurden, die Fallen zu sehen, die die Vietnamesen als Schutzmassnahmen aufgestellt hatten, das ist nochmal was anderes. Es ist so verrueckt. Der selbe Ort, an dem, geschichtlich gesehen nur ein Katzensprung entfernt, so furchtbares Unheil geschehen war. Und jetzt ist davon nichts mehr zu spueren. Geblieben ist fuer uns die Erinnerung, doch viele Menschen in Vietnam sind gezeichnet. Das Napalm hat nachhaltige Spuren hinterlassen, und sorgt auch heute noch fuer viele Missgeburten, oder sogar Totgeburten. Was ich in Ho Chi Minh so graesslich fand, hatte hier, in Cu Chi, seinen Ursprung. Und man selbst steht da, und wuerde nichts lieber als die Zeit zurueck drehen, die Geschichte ungeschehen machen, und kann nichts, rein gar nichts tun. Nur versuchen zu verstehen. Nicht nur den Lauf der Geschichte, sondern das Schicksal des Landes.
Ich war in Ho Chi Minh City wirklich erstaunt, wie eng die Menschen zusammenleben. Als waere es eine grosse Familie. Alle, Hunde, Katzen, alte, junge, behinderte, gesunde. Eine riesen Masse, der Ameisenhaufen.

Als ich in einen der Tunnel stieg, begann ich erst wirklich zu verstehen. Die Tunnel sind so eng, dass ich selbst bis zum Anschlag gebueckt kaum darin gehen konnte. Ausserdem furchtbar stickig und heiss. Dunkel, dreckig, und sehr verwinkelt. Ich kroch nur 30m. Das kommt einem vor wie eine Ewigkeit. Und wenn man zurueck ans Tageslicht kommt, und den Einstieg praktisch direkt neben einem sieht, kann man kaum glauben was fuer eine laecherlich weiche Nuss man ist, nur so wenig zu ertragen. Auch wenn die Westler vergleichsweise die Elche sind, un die Vietnamesen die kleinen Rehlein, die sich sicher wendiger in den Tunneln bewegen konnten, bleibt es fuer mich trotzdem ein Wunder, dass sie es so lange darin ausgehalten haben.

Ich wuenschte uebrigens, ich wuesste mehr ueber die Geschichte Vietnams. Das Land wurde 125 Jahre lang maltraetiert von verschiedensten Kriegen. Dem miserablen Englisch des Reisefuehreres folgend, verstand ich nur Bruchstuecke der Geschichte. Fuer den Rest kaufte ich mir ein Buch, das sich als Kopie herausstellte. Tssss ...
Etwas, das der Reisefuehrer sagte, verstand ich allerdings sehr genau: Er ist der festen Ueberzeugung, dass wenn John F. Kennedy nicht ermordet worden waere, kein offener Krieg entstanden waere. Zwar waren Amerikanische Truppen zur verstaerkung des antikommunistischen Suedens in Vietnam stationiert, bald nachdem Vietnam 1954 in zwei Haelften gespalten war, und ein Buergerkrieg das Interesse Amerikas auf sich zog. Jedoch plante Kennedy 1963, die Truppen innert 2 Jahren aus Vietnam abzuziehen, da sich die Lage zu entspannen schien. Doch dann wurde er ermordet, und sein Plan wurde ins Gegenteil umgekehrt. Sein Nachfolger, Lyndon B. Johnson, erhielt 1964 die Meldung, dass ein amerikanisches Krieffsschiff in ein Gefecht mit einem Vietnamsischen Boot verwickelt war. Dieser Zwischenfall war Ausloeser des eigentlichen Krieges 1965.
Dieser Zwischenfall stellte sich im Nachhinein als eine Falschmeldung hinaus. Eine Falschmeldung mit so fatalen Folgen, welche das Land allerdings abhaerteten, wiedervereinigte und letztenendes widerstandsfaehiger machte.

Vietnam ist, soweit ich sehe, nicht zuletst darum bereit um wirtschaftlich durchzustarten. Reich an Nahrung und vor allem Wasser, unheimlich fleissige Leute, man bekommt alles, wirklich ALLES was man sich nur wuenscht, und die Leute sind sehr gastfreundlich. Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum sie, was den eigenen Luxus angeht, auf dem Stand eines Entwicklungslandes stehen bleiben. Vielleicht ist es genau diese Genuegsamkeit, oder sogar Naivitaet, die den Zauber des Landes ausmachen.