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Mittwoch, Jänner 02, 2008

No visa, no travel honey!

Ca. 200 mal habe ich gehoert dass man fuer Vietnam ein Visum braucht, und genauso oft habe ich den guten Rat in den Wind geschlagen. In praktisch jedem Land der Welt kriegt man das Visum bei Einreise, und das noch mit Handkuss. Wieso das im Falle von Vietnam anders sein sollte, sah ich nicht ein. Ich reise nach Vietnam, und zwar ohne Visum!
Manchmal verstehe ich echt selbst nicht, wie ich nur so stur sein kann. Und so sicher dass es klappt! Doch schlussendlich tut es das auch. Immer.

Beim einchecken am Flughafen von Sydney blaetterte die nette Jet Star Sterwardess in meinem Pass, auf der Suche nach dem Stempel von Vietnam. Natuerlich erfolglos. Mit einem mitleidigen Laecheln teilte sie mir dann mit "No Visa, no travel honey!"
Scheisse. Damit hatte ich nicht gerechnet, gar nicht. Mein Plan sah eher so aus - ich lande in Viet Nam, und loese das problem vor Ort! Und nun stellte sich mir diese Lady in den Weg. Sehr aergerlich!
Jenny indessen fiel fast in Ohnmacht weil sie unsere Reiseplaene ueber den Haufen purzeln sah. Deshalb befand ich es fuer das beste, wenn sie einfach schon mal eincheckte und sicherstellte, dass wenigstens sie wie geplant nach Viet Nam kam. Ich konnte immer noch nachkommen, sobald ich das Visum hatte. Gemaess Empfehlung der Plan-Durchkreuzerin musste ich zur Botschaft in Sydney, mir den Stempel geben lassen, und dann am Samstag nach fliegen. Ja gehts denn noch? 4 Tage spaeter? Not an option. Ich verlasse Sydney, und zwar jetzt. Vorzugsweise nach Viet Nam, und sonst halt weiss ich wo hin! Bleib ich halt vier Tage in Thailand, das ist auch nicht zu verachten. Allerdings kostet so ein Flug nicht gerade Nix, und ich haette mich in den Hintern beissen koennen dass ich soviel Geld in den Sand setzte!
Zur weiteren Abklaerung hetzte ich kreuz und quer durch den Flughafen, und endete schlussendlich am Quantas Schalter, da diese die Einzigen sind, die vor Ort Tickets verkaufen.

Und dann kam die freundliche Quantas Josephine mit einer himmlischen Idee an: Warum nehme ich nicht meinen urspruenglichen Flug, buche aber ein neues Ticket ab Viet Nam? Jaaaa, wenn das geht ... Wieder zurueck zum Schalter von Jet Star, abklaeren, ja, geht, zurueck zu Quantas, Flug Viet Nam - Thailand buchen, Jet Star einchecken, und ab zum Gate. Vom Zeitpunkt des Eincheckens bis zum geplanten Abflug noch genau 15 Minuten. Ich galoppierte durch den Flughafen von Sydney dass die Funken stoben. Gelangte mich ca. 2l Fluessigkeit im Handgepaeck ( hatte ich vollkommen vergessen, ehrlich!) durch den Zoll und erreichte das Gate in time. Besser gesagt, sah die enorme Schlange, die bereit stand zum boarding. Hmm. Bis die alle drin sind, gehts noch 10 Minuten. Zeit zum shoppen!!! Jawoooohl, die letzten Australischen Dollar ausgegeben, und dann ins Flugzeug, wo Jenny aus allen Wolken fiel.

Gut, die erste Huerde was genommen, doch nun wurde es wirklich ernst. Kam ich durch mit meinem sturen Plan, oder wuerden mich die Herren in Viet Nam arschkalt nach Bankok fliegen lassen, um das Visum zu holen?!
Ich setzte eine Engelsmiene auf und erklaerte in aller Seelen Ruhe, dass ich bitte sehr gerne nach Viet Nam einreisen moechte. Bitte. Ja, ohne Visum. Ja. Leiiiiiiider nicht gewusst, dass man eins braucht. Hmm, nein, denn in keinem anderen Land braucht man eins. Ah, Viet Nam ist anders als die andern Laender, ach so. Tja. Nun, leider habe ich immer noch kein Visum und moechte jetzt trotzdem gerne einreisen. Bitte.

Die aelteren Herren der Immigration schauten mich an als wollten sie mich auf einen Spiess stecken und grillieren. Keine Chance bei denen! Schickten mich genauso arschkalt weg, wie ich befuerchtet hatte. Aaaaargh, neineineineineinein!! Hatte mich mein Gefuehl doch getauscht? Ich war so sicher dass ich reinkomme! Nicht aufgeben, es muss einen Weg geben! Es gibt immer einen. Immer.
Also blieb ich einfach stehen. Und schliesslich nahmen sich einige juengere Beamte meiner selbst an, und HALLELUJAH, ich bin drin!
Allerdings unter zwei Konditionen: Sie behalten meinen Pass um das Visum direkt zu regeln, und ich steige im First Hotel in Saigon ab, und warte dort (Im Hotel, ich darf keinen Fuss vor die Tuere setzen), bis sie mir mein Visum bringen. Ja werte Herren, aber sicher doch, nichts lieber als das!! Hehe. Das ist ein bisschen wie gefangen sein in einem goldenen Kaefig. Fuer eine Nacht und einen halben Tag ist mir das piepegal. Geradezu recht, denn die letzten paar Tage habe ich mehrheitlich auf einem Sofa geschlafen. Ein riesen Bett in einem wunderschoenen Hotel weiss ich momentan SEHR zu schaetzen. Und da wir in Asien sind, und nicht in Amerika oder Europa, ist das First Hotel trotz unbestrittener Luxus-Klasse auch durchaus bezahlbar.

Auf der Fahrt zum Hotel (standesgemaess in einer wunderschoenen Limousine, couldn't have been any better!) konnte ich einen ersten Eindruck der Stadt gewinnen. Einfach atemberaubend. So voller Leben, alles ist in Bewegung, und der Begriff "Toefflibuebe" kriegt eine voellig neue Dimension. Fuer alle nicht Schweizer, Toefflibuebe sind Mofa-Jungs.
Es gibt wahrscheinlich genausoviele Mofas wie Einwohner, und soweit ich das beurteilen kann, keine Strassenordnung. Jeder fahert wie er will und kann. Ein riesen Durcheinander!

Dann das Hotel, ein riesen Palast, wunderschoen geschmueckt, mit Saeulen in der Eingangshalle. Ueberall Blumenstrausse die einen betoerenden Duft verstroemen, und Hotelangestellte, die allesamt aussehen wie Schuljungen, bereit fuer jeden Streich. Ist das Laecheln schuechtern, spitzbuebisch, verschaemt? Keine Ahnung. Die Mischung ist jedenfalls aeusserst einnehmend.
Nach einem ausgiebigen Bad, Pluenderung der Mini Bar (Eine Cola Dose kostet 0.91 $, und das ist teuer!) habe ich McGyver geschaut und bin dann eingeschlafen.

Heute Morgen habe ich Bekanntschaft gemacht mit dem Fruehstuecksbuffet, was wie erwartet riiiiesig war. Man kann alles essen, von frischen Fruechten ueber Croissants und Ruehrei (my choice) zu ekelhaft aussehenen gesalzenen Eiern, geduenstedem eingewickelten Fisch, Gemuese, viel Reis, Muesli, und weiss Gott was das andere Zeugs war.
Die Fruechte sind eine Wucht, hingegen besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sich mein Kaffeekonsum hier in Grenzen haelt.

Jenny und ich haben gestern im Flugzeug rausgefunden, dass Vietnamesen offenbar gerne man kleine Kueken verspeisen. Jenny meinte, sie schneiden denen erst die Kehle durch, und fritieren sie dann. Ja kotz die Wand an! Da weiss ich wieder warum ich Vegetarier geworden bin. Meine Befuerchtung, dass dieser beliebte Snack auch im First Hotel serviert wird, wurden jedoch gluecklicherweise nicht bestaetigt.

Nun bleiben mir noch hoechstens zwei Stunden bis mein Visum hier ist, und ich wuede eigentlich gerne noch eine Runde im Olympia-tauglichen Pool des Hotels drehen. Kann ich aber nicht, denn mein Bikini ist abhanden gekommen. Nicht nur mein Bikini, sondern der ganze Koffer. Was ich noch spassig finde ist. Fort, verschwunden. Als sie mir das am Flughafen zerknirscht mitteilten, war ich nicht im geringsten ueberrascht. So what. Alles wichtige ist im Handgepaeck, ausser eben meinem Bikini. Anyway, das merk ich mir fuers naechste Mal.

Heute Nachmittag stehen die Tunnel des Viet Cong auf dem Programm. Jenny und ich wollen den Hauch eines Eindrucks gewinnen, wie es sich angefuehlt hat, unter der Erde zu leben. Ausserdem auf der Liste stehen Shopping, Fotografieren und Essen. Dann die Weiterreise nach Hanoi, Schritt fuer Schritt. Schlussendlich noch ein paar wenige Tage in Cambodia, vor allem um Angkor Watt zu sehen.

Weitere Berichte davon folgen ...