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Sonntag, August 20, 2006

Manipulation

"Es wird mitunter die These vertreten (unter anderem in der NLP), dass Menschen einander manipulieren, sobald sie miteinander kommunizieren". Diese Aussage kombiniert mit Watzlawiks: "man kann nicht nicht-kommunizieren" ergibt eine hochinteressante Perspektive.
Manipulation ist für mich das interessanteste Phänomen, das die Menschheit zu bieten hat. Sie lässt Begriffe wie "Selbstbestimmung", "eigener Wille" oder "Autonomie" alt aussehen. Sie ist im Stande, aus einem klugen Menschen für eine bestimmte Zeit einen Dummkopf zu machen. Richtig eingesetzt verwandelt sie den Menschen in einen Roboter (als krasses Beispiel führe ich hier Hitler an, der einen grossteil der Deutschen zu hirnlosen Kampfmaschinen manipuliert hat.) Sie löst massloses Entsetzen aus, wenn man feststellt dass man ihr ausgesetzt war und es nicht mal gemerkt hat.

Die Manipulation fängt in dem Moment an, indem zwei Menschen aufeinander treffen. Selbst Menschen, die sagen sie würden nie im Leben jemanden manipulieren, tun es unbewusst. Genauso unbewusst wie sie lügen. Andere, sie behaupten sie würden sich nicht manipulieren lassen, haben sich schon mit dieser Aussage als Lügner geoutet. Niemand ist vor der ausgeklügelten, unbewussten und meist höchst-raffinierten Technik eines andern Menschen sicher. Jeder setzt sie anders ein, es gibt zwar Ähnlichkeiten aber niemals Gleichheit.

Ich befinde mich in Sachen Manipulation in einem konstanten Selbstversuch. Nachdem ich in meinem Leben schon mehrmals sehr anders ausgesehen habe, und die Menschen auf die verschiedenen Phasen unterschiedlich, aber jeweils recht einheitlich reagiert haben, begann ich mich näher mit dem Thema auseinander zusetzen. Mein Ansatz war: ich bin doch immer die gleiche Person, egal wie ich aussehe! Das Problem war: ich hab mich nicht immer gleich verhalten. Mein Verhalten hat sich meinem Aussehen angepasst, und so war ich manchmal schüchtern, manchmal forsch.

Meine "Forschungsergebnisse" sind nicht neu, aber deswegen nicht minder faszinierend. Im Zusammenhang damit bestätigen sich auch einige abgelutschte Zitate, wie z.B. "wie man in den Wald ruft, so schallt's hinaus". Egal wie man aussieht, das beeinflusst die Macht des Manipulierens höchstens in ganz geringem Ausmass. Das, was wirklich wichtig ist, ist was von Innen kommt. Jeder, der von sich selbst und seiner Meinung überzeugt ist, ist manipulationstechnisch brandgefährlich. Besonders wenn man mit Menschen zu tun hat, die unsicher oder ängstlich sind, denn diese sprechen ganz besonders auf auf die Beeinflussung von aussen an. Auch ich - wenn in schwachen Momenten jemand starkes kommt, verliere ich sofort überproportional viel meiner Überzeugung. Zu stark ist in diesen Momenten die Verlockung, mich an einer starken Schulter anzulehnen, die Führung abzugeben, und mich in Sicherheit wissend einfach ein Stück treiben zu lassen. Zum Teufel mit Kontrolliertheit, Verantwortung und Vernunft.
Doch genau die Vernunft ist es, die mich davon abhält mich völlig jemandem andern anzuschliessen. Zu gross ist die Angst, selbst mehr manipuliert zu werden als unbedingt nötig und normal. Geht man nun aber wieder davon aus, dass Angst fruchbarer Boden für Manipulation ist, kann man daraus schliessen dass ich mich selbst ganz enorm manipuliere. Bleibt die Frage, wie ich mich davor schützen kann ...