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Freitag, Oktober 05, 2007

Fishing Vampires

Im Buch "Die Prophezeihung von Celestine" ist die Rede von Energiefeldern. Alles Lebendige besitzt solch eines, und diese Energiefelder sind konstant im Fluss. Man kann andern freiwillig Energie geben, um ihnen zu helfen, aber gewisse Menschen saugen die Energie auch einfach ab, ohne zu fragen. Wie Vampire hängen sie sich ans Energiefeld aller Personen mit denen sie zu tun haben, und ziehen alles ab, was sie kriegen können. Das Opfer wird regelrecht ausgesaugt, und fühlt sich immer schwächer, während der Energie-Vampir regelrecht überschäumt vor lauter geklauter Bestätigung und Selbstbewusstsein. Meist sind die Vampire selbst sehr unsichere Menschen, und stehen sich selbst am nächsten. Konstante Bestätigung ist für sie so wichtig wie Luft zum atmen. Der Ausdruck "Fishing for Compliments" wurde dank ihnen erfunden.

Beim Energiefeld-Angriff und nachfolgenden -Raub gehen sie immer ähnlich vor. Lullen ihr Opfer mit einem freundlichen Lächeln ein, sind ausgesprochen gut gelaunt, und nach einer kurzen abhandlung von idiotischen Floskeln (z.B. der Frage "wie gehts dir?" obwohls ihnen scheissegal ist und sie gar nicht richtig zuhören) kommen sie immer sofort auf ihr Lieblingsthema zu sprechen: Sich selbst. Eine sehr beliebte Strategie, das Energie-Opfer gefügig zu machen, ist, zuerst mal über sich selbst zu lachen. Peinlichkeiten aus der Vergangenheit anbieten, um gleich darauf das Image in der Gegenwart und für die Zukunft aufzupolieren. Der Verlauft des Gespräches ist für den Vampir immer enorm befriedigend, für das Opfer das Gegenteil. Am Ende fühlt man sich, als wäre soeben ein Traktor über einen drüber gefahren, und hat zusätzlich dazu noch x Jobs gefasst, die der Vampir als Gefallen getarnt angebracht hat.

Weiss man das mal, kann man sein Energiefeld vor ihnen schützen. Eine einzige Bemerkung ist meist schon genug, um die Vampire zurückschrecken zu lassen: nein.
Dieses kleine Wörtchen ist so wirksam wie Knoblauch im Kampf gegen echte Vampire.

Ein sehr schönes und gleichzeitig ärgerliches Beispiel für eine solche Attacke ist mir gestern Abend passiert. Dialog zwischen ihr (=sie) und mir (=ich)
Sie ruft mich an. "Hoi Spatzi, wie gehts Dir?"
ich: "hi, danke gut, ich bin noch am arbeiten!"
sie: "ooooh soooorryyyyy. Mir gehts auch gut. ich habe furchtbar viel gearbeitet letzte Woche und am Montag muss ich schon beim nächsten Einsatz weiterarbeiten, ich bin so beschäftigt, es ist einfach unglaublich wie gefragt ich momentan bin, alle wollen mich! blablablablablalbalsodifhoöihwoegvhogbähfijniofbnblöööö (eigetnlich könnte ich das Telefon für die nächste halbe Stunde in meiner Tasche versenken und sie würde es nicht merken!) blöbliblablablublabli.... Ja und wie gehts Dir??"
Ich "gut."
Sie "ach jaaaa. ich hab gestern mein Zimmer aufgeräumt und dabei ganz viele alte Sachen gefunden, Briefe, die wir uns geschrieben haben, und sogar noch Fotos! *lacht hysterisch* haha ich war ja damals so fett! Oh gott und ich hatte Ponyfranseln, und so richtige Balken-Augenbrauen, schrecklich! Und was ich anhatte, *hahahaha* und erst meine Knollennase!"
Ich stelle sie mir in Gedanken vor und überlege angestrengt, ob die Knollennase jetzt tatsächlich weniger schlimm ist. Vorsichtig frage ich "Du hast Dir nie die Nase operieren lassen, oder?"
Sie (flippt fast aus vor Freude über diese Frage, und das verleitet sie zum entscheidenden Fehler) "Nein, ich hatte nie Schönheitsoperationen. Ich bin einfach so ein Schuss geworden! Sagst Du, dass ich ein Schuss geworden bin?"
Ich glaube ich spinne. Die Frau hat wohl noch nie was von innerer Schönheit gehört, und vor allem nicht vom Gegenteil! Sie ist schizophren, lügt wenn sie den Mund aufmacht, schwer psychisch gestört, immer komplett überschminkt und ausgestattet wie eine Schaufensterpuppe, UND sie hat immer noch ihre blöde Knollennase.
Sie hat das Spiel lange genug gespielt, und ich treffe eine längst überfällige Entscheidung: Diese Freundschaft ist beendet. Und das Gespräch auch, nach meiner Antwort: "nein."

Donnerstag, Oktober 04, 2007

Arschloch-Schuhe

Die Schuhe, die ich heute trage, gehören zur Gattung der Arschloch-Schuhe. Sie versuchen nämlich pausenlos, mich abzuwerfen. Die Aussenseite ihres Absatzes ist spiegelglatt, und wenn ich mal aus Versehen nicht ganz exakt gerade auftrete, sondern die Absatz-Aussenseite auch nur die geringste Chance hat, mit dem Boden in Kontakt zu kommen, verliere ich sofort jeden Halt. Selbst auf dem rauhesten Untergrund gleiten die Sohlen wie auf einem spiegelglatten Eisfeld dahin, und mich haut es der Länge nach hin. Besonders ärgerlich ist das Tragen von Arschlochschuhen deshalb jeden Mittag in der Kantine, wo der Boden so glatt ist als wäre er 1000 Jahre lang vom Meer geschliffen worden wäre. Und an den Tischen ringsherum hunderte von seriösen und latent sensationsgeilen Bänkern. Der Erwartungsdruck, der auf mir lastet. Bloss nicht schräg auftreten, bloss nicht, die Schuhe warten nur darauf mich in den Spagat zu schicken und zum Gelächter aller zu machen! Äusserste Konzentration also, ganz vorsichtig gehen, ... *KNALL!* Mitten im Schritt ertönt ein riesen Krach hinter mir, jemand hat sein Tablett fallen lassen! Ich erschreck mich halb zu Tode, bin für einen Moment abgelenkt und sofort ergreifen die Schuhe ihre Chance. Statt den rechten Fuss sicher auf dem Boden aufzusetzen, beginne ich zu sliden. entsetzt muss ich mit ansehen was da passiert, und versuche verzweifelt mein Gleichgewicht zurück zu erlangen. Für eine Sekunde, die die ganze Ewigkeit zu dauern scheint, scheinen die Schuhe den Kampf zu gewinnen. Ich höre sie schon triumphieren! Doch dann, unerwarteter Turn-around, ich erlange die Herraschaft über meine Bewegungen zurück und komme im Ausfallschritt zum Stillstand.
Na wer sagts denn! 1:0 im Spiel Vanessa gegen die Arschloch-Schuhe!

Dienstag, Oktober 02, 2007

Fritz drin

Ich hab ein neues Haustier: Fritz die Spinne. Die grosse Spinne. Er ist mir zugelaufen, und sass eines Morgens einfach an einer Wand in meinem Schlafzimmer. Zuerst dachte ich, ich müsse sofort den Staubsauger holen und das Vieh unschädlich machen, doch wie er so da sass, brav und ganz ohne Deckung, machte er fast ein bisschen den Eindruck als wolle er offiziell um Asyl bitten. Da's draussen so furchtbar kalt ist, würde er gerne den Winter über hinter meinem Schrank wohnen. Oh je.
Wäre Fritz eine Katze, hätte ich keine Sekunde gezögert, und die Idee mit dem Staubsauger wär mir nicht im entferntesten gekommen. Als Spinne hat man definitiv die schlechteren Karten ... Da er aber mit offenen Karten zu spielen schien, überwand ich meine anfängliche Abneigung, und gewährte ihm Unterschlupf. Unter den gleichen Bedingungen, denen sich bei mir auch Nachtfalter und Freunde zu unterwerfen haben: Mein Bett ist mein Heiligtum und wird nicht betreten. Und ich auch nicht. Nicht wenn ich drinliege, nicht wenn ich auf dem Sofa liege, nicht überhaupt nicht. Die Spinne bat ich ausserdem, es sich nicht in meinen Kleidern gemütlich zu machen, weil es mich höchstwahrscheinlich stark erschrecken würde, wenn ich in einen Pulli reinschlüpfe und der ist schon besetzte.
Fritz sass ruhig da und hörte mir zu. Beim Punkt mit den Kleidern schüttelte er allerdings verständnislos den Kopf und fragte mich, wieviele Spinnen ich kenne die das tun würden! Angesichts der Tatsache, dass es mir bis jetzt in 25 Jahren tatsächlich noch nie passiert ist, musste ich Fritz recht geben.

Als ich gestern Abend dann ins Bett ging, war Fritz nirgends zu sehen. Zur Sicherheit erinnerte ich ihn nochmal an die Regeln, und versuchte möglichst autoritär und unnahbar zu sein. Nicht, dass Fritz noch Zuneigung zu mir entwickelt und sich Nachts an mich schmiegen will!
Er liess sich weder blicken noch was von sich hören, und so überkam mich langsam mein erster Traum. Legionen von Fritz-Spinnen, die unter meiner Eingangstüre durchkamen. Angeführt von Fritz himself, der ihnen begeistert erzählte, was er für einen tollen Platz zum überwintern gefunden hatte!
Schnell schlug ich die Augen wieder auf und schob den Traum in seinen Anfangszügen weit weg.
Wie kann ich nur schon so einen Blödsinn denken!
Als ich die Augen wieder zumachte, hörte ich es Knacken im Zimmer. Spielte Fritz Fussball mit einem zusammengekrugelten Stück Papier? Ich hoffte es! Würde meine Katze mit einem PingPongBall spielen würde es mir auch nix ausmachen. Also beschloss ich, Fritz in Ruhe weiterspielen zu lassen, und schlief wohl endlich endgültig ein.

Eine Stunde später schreckte ich erneut hoch, diesmal aber im Schlaf. In letzter Zeit träume ich wieder häufiger, dass gleich alles mögliche zusammenstürzt. die Zimmerdecke, das ganze Haus, letzte Nacht war es mein Kleiderschrank, der mich anzufallen schien. Ich schoss also raus aus dem Bett, im stockdunklen Zimmer Richtung Ausgang. Im gleichen Moment kam mir Fritz in den Sinn und ich verharrte quasi in der Luft. Vielleicht war er immer noch am Fussball spielen, oder hatte sich entschlossen, ein Nickerchen zu machen, und ich zertrample ihn einfach hinterrücks? Das ist der nette Grund meines Zögerns. Der egoistische ist: Ich will doch keine zerstampfte Spinne an meinem nackten Fuss kleben haben!
Also tappte ich vorsichtig auf den Spitzen meiner Zehenspitzen zur Türe und machte Licht. Der Schreck um Fritz hatte mich soweit geweckt dass ich realisierte, dass zu keiner Zeit eine Gefahr für mein Leib oder Leben bestanden hatte, da mein Schrank sich mitnichten dem Einsturz näherte. In den Lichtfluten konnte ich ebenfalls feststellen, dass von Fritz nach wie vor keine Spur zu sehen war. Auch keine Spuren seiner Überreste.
Vorübergehend erleichtert ging ich zurück ins Bett. Allerdings frage ich mich schon, woher diese ständigen Angst-attacken mitten in der Nacht kommen! Vielleicht ist Fritz gekommen, damit ich mich nicht so alleine fühle und keine Angst mehr haben muss?