Ich bin zurück von meinem Wochenend-Ausflug, und hundemüde. Man könnte fast sagen, ich war ausschliesslich unterwegs dieses Wochenende. Hinfahren, München durchqueren, mich Verfahren, zurückfahren, suchen, am Ziel vorbei schiessen, auf alternative Transportmittel hoffen, und schliesslich die ellenlang-scheinende Rückreise. Aber: es hat sich wiedermal gelohnt. jede Sekunde!
Am Freitag Abend nach Ankunft gings sofort in die Pizzeria, wo ich mit einem Teil der Familie ein leckeres Abendessen genoss. Hmm, Tortellini, und was für eine Portion! Der Teller war so gross, dass er kaum Platz hatte auf dem Tisch. Und ich hatte keine Chance, ihn leer zu kriegen.
Samstag dann ausschlafen, kurz frühstücken und die neuesten Zeitungsmeldungen erzählt bekommen. Absolute Hammerstory (stand in der Süddeutschen):
Der Taxifahrer eines Reporters fuhr ganz entspannt mit durchs Lenkrad gestreckten Armen, und steuerte sein Auto nur durch leichte Verlagerung des Oberkörpers. Dem Kunden wurde ein bisschen mulmig, und er schlug in seinem Dialekt dem Fahrer vor, eine etwas sicherer Position einzunehmen. Worauf der Fahrer seinem Unmut über die Herkunft des Kunden Luft machte und antwortete: "Ach Du Schisser, Du Preissischer!"Leider finde ich die original-Story online nicht mehr :-(
Danach ab zum Flörchen zum Brunch. Einfach absolut genial. Sie wieder zu sehen, ihr neues zu Hause zu sehen, den verkappten Charmeur wieder zutreffen und dann, als super-Zusatz, Anette kennenzulernen.
Wie schräg, Du sitzt jemandem gegenüber den Du seit Jahren kennst, die aber trotzdem eine völlig fremde Person ist. Ausserdem dabei beim Brunch: C.J. Kaiser, die Anettes Blog auf Cosmopolitan weitergeführt hatte, nachdem Anette ausgestiegen war.
Sie: "Hi, ich bin die Corinna!" und ich "hi, ja ich hab schon viel aus Deinem Leben gelesen!".
Egal wie lange es das Internet schon gibt, und wie "normal" solche Bekanntschaften geworden sind mittlerweile - für mich ist und bleibt das eine völlig abstruse Situation.
Aber gut, war dennoch sehr entspannt, und wir haben bis knapp 16 Uhr gebruncht. Danach englischer Garten mit chinesischem Turm, wo dann auch noch mein Kollege Jordan dazu gestossen ist. Er ist genauso eine Null in Sachen Orientierung wie ich, und so brauchte er geschlagene drei Stunden, um von Regensburg zu uns in den Biergarten zu finden. Armer Kerl :-)
Doch seine Odyssee hatte erst angefangen (und damit auch meine, aber das wusste ich ja natürlich noch nicht ...)
Um ca. halb 7 verliessen wir den Biergarten mit dem Ziel H&M. Ein bisschen shopping muss schon sein!
Ich verbrachte geschlagene 5 Minuten in dem Laden, bis mich die aufgestellten Nackenhaare sozusagen zurück auf die Strasse trieben. Was für ein Gewühl, und viel, viel zu viele Frauen auf einen Haufen! Also wenn ein Mann findet, er wisse nicht wo all die Frauen sind - ich kanns ihm jetzt sagen!
(Dr. Sno, wäre das nicht mal was für einen Selbstversuch? H&M Besuch am Samstag Nachmittag, und schaun wie viele Telefonnummern Du ergattern kannst?)
Also doch kein Shopping für mich, seis drum.
Dafür aber zurück zu Jordans Auto, weil der auch bei meinen Verwandten übernachtete und ich den brillianten Einfall hatte, den Wagen "kurz" zu ihnen zu bringen und dann mit der U-Bahn zurück zum Festival. Damit Jordan auch was trinken konnte. Die andern zwei wollten wir dort wieder treffen.
Jordan und ich brauchten ungefähr 30 Minuten bis zum Auto, und dann eine geschlagene Stunde bis wir endlich am Ziel waren. Der Otto Miller Ring (oder so ähnlich) nahm uns buchstäblich gefangen, und wir drehten Runde um Runde auf ihm. Jordan war schon so weit (getrieben von Hunger), dass er, kaum sah er eine grüne Ampel, flugs die Spur wechselte, nur um über die Ampel zu kommen! So fuhren wir kreuz und quer durch München, und ich hatte einen Heidenstress, auf Flörchens ausgeliehenem Stadtplan unsere aktuelle Position wieder zu finden, und eine neue Route zu einem Ziel zu berechnen, das ich nicht genau kannte. Schwierige Voraussetzungen, doch um ca. 21.30 Uhr hatten wir es geschafft.
Um 22 Uhr brachen wir schliesslich wieder auf zum Tollwood. Um 24 Uhr kamen wir dort an. Nein, es ist nicht 200 km entfernt, sondern vielleicht 10 oder 12. Aber wir sind steincool dran vorbeigefahren mit der Tram. Gemerkt haben wir das, als die Endstation angekündigt wurde. Ja merde! alles wieder zurück, selbstverständlich mit äusserst langen Wartezeiten beim Umsteigen.
Flörchen und der verkappte charmeur warteten bereits seit Stunden auf uns, und dachten sich wohl weiss Gott was.
Da es bereits ziemlich spät war, war es auch schon ziemlich kalt, hielten wir es nicht mehr allzulange aus. Um halb 2 traten wir, getrieben einer Müdigkeitsphase, den Heimweg an. Warteten wieder Ewigkeiten am Bahnhof, und verpassten - musste ja so kommen - die letzte U-Bahn. Um 3 waren wir schliesslich zu Hause, und die Müdigkeitsphase war einer Hellwach-Phase gewichen. Na herrlich. Bei Eintreffen der nächsten Müdigkeitsphase begannen bereits wieder die Vögel mit ihren frühmorgendlichen Konzerten. Münchner Vögel sind sehr fleissig und singen schön. Münchner Krähen sind auch fleissig, aber provozieren mörderische Absichten bei mir.
Um 13.30 Uhr standen Jordan und ich auf. Ich habe in meinem Leben glaub ich noch nie so lange geschlafen!
Der Sonntag war recht entspannt, bloss etwas sitzen auf dem Balkon meiner Verwandten, und dann Antritt der elend-langen Rückreise. Der Grümpel-Zug dümpelte mit gefühlten 2 km/h durch die Landschaft, und machte mich halb rasend. Wenn ich das Gefühl habe, ich wäre mit dem Radl schneller als der blöde Zug, dann werde ich ungemütlich.
Dazu kam, dass ich extra meinen Laptop mitgeschleppt hatte, um mir die Zugsreise mit DVD's zu verkürzen. Der Plan ging voll in die Hose, weil die Schweizer Züge mit einer Steckdose ausgerüstet sind, in die vielleicht Stecker aus Aserbaijan passen, aber ganz sicher keine Schweizer oder Deutschen!
Ich weigere mich ab sofort, meinen Fuss in etwas anderes als einen ICE zu setzen. Dort sind nämlich ÜBERALL Steckdosen in die meine Stecker reinpassen, hallelujah! Leider ist damit eine weitere Zugreise nach München ausgeschlossen, da dorthin noch keine ICE's fahren. Es lebe der Fortschritt.
Aber gut - das nächste mal wird eben geflogen oder per Auto. Laut singend meine Verkehrsgenossen vertreibend. Und nur mit den durchs Lenkrad gestreckten Armen steuernd :-)