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Montag, Juli 30, 2007

n-okidoke!

Wochenende wieder rum wie nix, kurzer Rückblick:
- Mein letzter Arbeitstag in der alten Abteilung ist durch - ohne Tränen vergiessen. Aber auch nur, weil ich mir bis jetzt sicher bin, dass es kein Abschied für immer war.
- Ich hab wiedermal Thaicurry gekocht und kann es noch, juhuu! Seit mir kürzlich meine einzige Pflanze - ein Basilikum - eingegangen ist, zweifle ich nämlich ersthaft, ob ich mich überhaupt noch qualifiziere, eine Küche überhaupt zu betreten. Diese Zweifel sind jetzt beiseite geschoben. Bis auf weiteres.
- Mir wurde kürzlich geraten, die Schuhe anzulassen, da ich ja nicht die schönsten Füsse hätte! Bitte was?? Ehrlich, das empört mich nun wirklich. Ja, mag ja sein dass es jemandem sauer aufstösst dass ich nicht auch noch an den Fussnägeln eine French-Pediküre habe. ABER ich hatte in Australien ausreichend Gelegenheit, nackte Füsse zu studieren, und es sei jedem versichert: Ich.habe.wahnsinnig.tolle.Füsse!
- Jemand, mit dem ich mal innigen Kontakt pflegte, hat sich kürzlich von mir am Telefon mit Okidoke verabschiedet. Was soll dass denn, einen auf geistig verwirrten Yank machen? Als ich meine Katze gefragt habe, was sie von "okidoke" hält, hat sie mir demonstrativ den Rücken zugekehrt. Ich werte das als ein "no go"
- Meine Schwester schaut zu viele von diesen Wohn-Verschönerungsserien mit Tine und Eni und wie all diese Klatschen heissen. Nun durfte ich ihr im Rahmen eines Pimp-my-room Programmes helfen, ein Zimmer zu renovieren. Zimmer ist der falsche Ausdruck, denn der Raum wurde von einer Grümpelkammer in ein annehmbares, schönes Zimmer aufgepimpt. Die Farbe, mit der wir die Wandverzierung aufgesprüht haben, ging wohl von meinen Fingern runter - nicht aber von meinen Fingernägeln. Die sind jetzt äusserst stylisch gesprenkelt.
- Und last but not least: Ich verdufte morgen in die Berge. um halb acht Morgens muss ich auf den Zug, und ich habe noch nicht gepackt. Not the slightest little thing. Packen ist mir dermassen ein Geräuel, dass ich sogar erwäge, überhaupt rein gar nichts ausser meinem Buch, Kamera und Zahnbürste mitzunehmen. Zwei Tage, wovon ich 1/3 schlafen werde und 1/3 im Wellnessbereich des Hotels rumhängen werde. Was brauche ich da schon gross einzupacken??

Am Donnerstag beginne ich die neue Stelle. Und ich jetzt schon total nervös. Wahrscheinlich komme ich an, und sage aus Nervosität zu allem, was sie mir erklären "okidoke"! Bööääärk!

Mittwoch, Juli 25, 2007

Bitte nicht berühren

Warum haben die meisten Menschen den Drang immer mit den Händen zu schauen? Völlig egal ob Niet- und Nagelfest oder nicht, absolut ALLES muss ständig mit den Händen erkundet werden! Diese Töpelei geht mir gehörig auf den Geist, und ich frage mich, was der Auslöser dafür ist, und ob man diese Eigenschaft bei andern irgendwo abstellten kann. Oder muss ich vielleicht an meiner Einstllung was ändern??

Klar gibt es Situationen, wo ich Körperkontakt und vor allem neugierige Hände sehr begrüsse. Man stelle sich mal vor man landet mit jemandem im Bett, und der oder die nutzt seine Hände nicht. Das wäre der supergau, völlig frustrierend und geht gar nicht.
Aber solange man mit Fremnden in der Öffentlichkeit ist, und alle noch vollkommen angezogen sind, gibt es eigentlich überhaupt keinen Grund, ständig Körperkontakt zu suchen, oder?

Bin ich vielleicht über-sensibilisiert von unserer recht unterkühlten Gesellschaft? In südlichen Ländern ist Körperkontakt schliesslich das Normalste auf der Welt. Egal ob zwischen Familienmitgliedern, Freunden oder Wildfremden. Jeder wird geherzt, Männlein und Weiblein. Davon ausgehend, dass nicht sämtliche Südländer schwul sind, kann man wohl darauf schliessen dass das Herzen allgemein ohne grosse Hintergedanken geschieht.

Nicht aber bei uns. In einer Gesellschaft, wo ein allgemeiner Sicherheitsabstand von mind. 20 cm gilt, erscheint eine direkte Berührung schon fast wie ein sexueller Übergriff. Das so zu sehen, ist natürlich eine masslose Unterstellung an alle mit guten Absichten. Nur, wie unterscheidet man herzliche Absichten von schlüpfrigen? Die Grenzen sind fliessend, jeder hat andere Vorstellungen, was noch freundlich ist, und was schon nicht mehr geht. Doch eigentlich gibt es auch für diese nonverbale Kommunikation klare Regeln. Eine meiner Dozentinnen, Margarete Payer, hat auf ihrer Homepage eine interessante Zusammenstellung dazu gemacht.

Ihre Beobachtungen zu dem Thema bestätigen meine innere Haltung: als Nordeuropäerin ist mir Körperkontakt mit völlig Fremden total zuwider. Das drückt eigentlich auch meine Körperhaltung aus. Oft verschränkte Arme, die Beine praktisch immer überkreuzt, den Oberkörper abwartend zurückgelehnt. Zurückhaltung par excellence. Ausser in einer angeregten Diskussion, wo ich mich oft nach vorne gebeugt auf den Tisch gelehnt ertappe, manchmal wild gestikulierend, die Beine parallel, beide Füsse auf dem Boden. Allerdings geht es dort ganz klar darum, für das Thema offen zu sein - nicht für die Berührungen des Gegenübers.

Da dies scheinbar öfters von diversen Gegenübers missverstanden wird, sollte ich mir wohl überlegen, mir die Stirn tättowieren zu lassen. Mit "Bitte nicht berühren!"

Wie wird man eine Frau los?

Das war die Betreffs-Zeile eines Mails, das ein Kollege kürzlich an mich geschickt hat. Mehr stand nicht in dem Mail, es bestand einzig und alleine aus diesem Betreff. Dass ER MICH das fragt, wunderte mich zwar ein bisschen, denn er ist mit jeder Garantie schon mehr Frauen losgeworden in seinem Leben als ich.

Trotzdem habe ich angefangen zu hirnen. An Möglichkeiten hapert es ja nicht, Frauen wird man auf 100'000 erdenkliche Arten los - wenn man's richtig macht. Aber in 99'000Fällen mutiert die verlassene entweder zu einer rachsüchtigen Walküre, oder aber man ist schuld wenn die Aktien von Tempo ein langanhaltendes Hoch erreicht.

Beides keine allzu erstrebenswerten Varianten. Bleiben aber trotzdem immer noch 1'000 Wege, eine Frau loszuwerden, ohne weder sich selbst in Lebensgefahr zu bringen, noch sie.

Ein sehr wirksames Mittel, eine Frau loszuwerden, ist Ekel aufkommen zu lassen:

Man könnte sich zum Beispiel ein Rückenhaar-Toupet aufkleben, und so oben-ohne mit ihr zum allsamstaglichen Shopping auf der Bahnhofstrasse Zürich gehen. Oder in aller Öffentlichkeit in der Nase bohren. Rülpsen und Furzen wirken nur bei sehr engstirnigen Frauen, denn bei Männern ist das dank Homer Simpson heutzutage Salonfähig.

Emanzen wird man ganz schnell los, wenn man anhänglich wird, und alles gemeinsam machen will. Sozusagen ihr siamesischer Zwilling. Oder aber wenn man den Macker raushängen lässt, und sie völlig kompromisslos rumkommandiert. Dafür dann aber über jedes Wehwechen klagen. Jammernde Männer - aaaarghh, dann noch lieber eine Tarantel im Bett!

Man könnte sich auch drei Tage lang nicht duschen und rasieren, und dann sehr viel Körperkontakt verlangen. Sich in ihrer Gegenwart komplett betrinken, bekiffen, rauchen wie ein Schlot. Allerdings finde ich geht das schwer an die Substanz der Würde, und ist somit nicht mal für einen verzweifelten Mann eine echte Option.


Wo wir aber gerade von echten Männern sprechen: All diese Möglichkeiten sind ja schön und gut, und sicher, allein oder mindestens in Kombination, sehr erfolgsversprechend. Aber von den 100'000 möglichen Arten gibt es genau eine, die nur die echten Männer anwenden können. Ihr nämlich sagen was Sache ist. Nichts ist schlussendlich einfach zu akzeptieren, wie die Wahrheit. Und gleichzeitig ist nichts so schwierig!


Und wenn schliesslich nicht mal mehr die Wahrheit funktionieren sollte, gibts noch die aller, aller letzte Notbremse: Ihren Pudel rasieren.

Montag, Juli 23, 2007

David Gray @ KKL Luzern

Gestern Abend begab sich der ehrenwerte David Gray ins KKL. Der Saal war brechend voll. Das erstaunte mich, und auch David Gray selbst. Er startete mit einer halben Stunde Verzögerung, dann aber ziemlich rassig. Kein grosses flirten mit dem Publikum, vorerst keine Demonstration seines trockenen Humors, dafür gings gleich los mit life in slow motion.
Nach den ersten zwei Stücken, die er zügig und ohne allzuviel sichtliche Hingabe spielte, begann er mit dem Publikum zu kommunizieren. Er erklärte, dass er sich bei diesem Scheisswetter fast dazu genötigt fühle, seine melancholischsten Songs zu spielen. Dabei hielt er sich vor allem an Lieder von seinen ersten CD's, die bestimmt noch nicht zu den Kassenschlagern gehörten. Das tat der langsam aufsteigenden Faszination allerdings überhaupt keinen Abbruch, denn David Gray sang die Stücke mit zunehmend mehr Einsatz und Hingabe. Seine samtig-rauchige Stimme verursacht ein Kribbeln im Bauch, Hühnerhaut am ganzen Körper und lässt einen abwechselnd lächeln und dann wieder völlig in Gedanken versinken.
Er kündigte die Songs an, und erzählte jeweils eine kurze Geschichte dazu. Zum Song "hold on to nothing" vom Album "sell sell sell" meinte er: "the whole album didn't sell much more than three times, hahaha! So this song is dedicated to all the wankers from the record!" Damit war das Eis endgültig gebrochen, und David Gray legte eine Show hin, die jeden Animateur blass werden lassen hätte. Zeitweise konnte er kaum mehr Singen vor lauter lachen, und das Publikum tobte mit.
Dass er ein Meister des Improvisierens ist, bewies er kurz nachdem er das Piano gelobt hatte. Es sei ein wirklich tolles Modell, nicht so wie in vielen der Clubs, wo er schon gespielt habe. Oft werde nämlich ein Piano angekündigt, und was dann wirklich dort steht, ist eine zusammengezimmerte Katastrophe aus Überbleibseln des zweiten Weltkrieges. Alle lachten, David begann "This years lovin" zu spielen, und das tolle Piano gab unverzüglich seinen Geist auf. Es gab ausschliesslich ächzende Töne von sich, weil offenbar ein Mikro irgendwo reingefallen war. Doch statt abzubrechen, sang David a capella weiter. Mit freundlicher Unterstützung des Publikums.
Reparieren liess sich das über den grünen Klee gelobte Piano leider nicht mehr, und so wurde ich um mein Lieblingslied "Disappearing world" gebracht. Ob das überhaupt auf der Songlist stand, weiss ich nicht. Aber es ist einfacher, dem Piano die Schuld zu geben!
Nach guten 1.5 Stunden verabschiedete sich die Band, hatte jedoch keine Chance sich aus dem Staub zu machen. Das Publikum klatschte sie so kompromisslos wieder auf die Bühne, da hätte selbst die Queen nicht aufgemurkst. Erste Zugabe war "sail away", einer der wirklich grossen Hits. Und als zweite Zugabe spielte die Band "Night blindness". Das Publikum schien jeden Ton dieses unglaublich schönen Liedes aufzusaugen. Nicht mal den Ansatz eines Klatschen war zu hören, als das Lied nach 4 Minuten eigentlich zu Ende gewesen wäre. Also spielte die Band weiter und weiter, begann eine richtige Jam-Session. David Gray kam noch einmal richtig aus sich heraus, der Mann am Bass wog sich mit seinem Instrument als wäre er am tanzen, und die Elektro-Gitarre gab klagende aber wunderschöne Töne von sich. Die Päärchen im Saal schienen alle so nahe aneinander zu rutschen dass sie fast miteinander verschmolzen, und es herrschte bis zum allerletzten, wirklich sehr leisen Gitarren-Ton absolute Stille. Das Lied hatte gute 10 Minuten gedauert, und allen war klar, dass danach Sense ist. Trotzdem hatte der Mann auf der Bühne die ungeteilte Aufmerksamkeit von fast 1900 Menschen. Die dann allerdings, sobald der letzte Ton verklungen war, in sehr ungestümes Jubeln ausbrachen.
Fazit: Am liebsten sofort wieder!
Songlist, leider nicht ganz vollständig.
20.30 life in slow motion
..... Long distance call
20.54 Almost see the sea
21.09 Late night radio
21.16 Hold on to nothing
21.21 Babylon
21.25 1000 miles behind
21.34 One with the birds
21.38 Baby you're the world to me
21.43 Shine
21.51 This years lovin
21.58 Rollin
22.04 Nobody knows but me
22.10 Sail away
22.21 Nightblindness

Dienstag, Juli 17, 2007

Zürich von schräg oben

Gestern Abend war ich mit Freunden Essen und über Passanten lästern. Dafür ist Zürich eben so gut geeignet wie die ganzen Mode-Mekkas der Welt. Aber anders als in Mailand und Paris laufen in Zürich nicht die Models in den verrücktesten Kleider rum, sondern die Möchte-Gerns. Und das ist zum schreien. Unsere Reaktionen reichten von leichtem Brechreiz bis zu fast herausfallenden Augen.

Das Essen war hervorragend, Tagliatelle mit Pesto al Genovese. Nach dem halben Teller war ich eigentlich satt, aber ich konnte nicht aufhören zu essen. Dazu noch ein Campari Orange, und die Welt hätte gar nicht schöner sein können.

Nach dem Essen spazierten wir über die Sechseläuten-Wiese, wo immer noch Hallligalli-Betrieb vom Zürich-Fest von vor zwei Wochen her ist. Ganz viele Stände, Schiessbuden, Zuckerwatte bis zum geht-nicht-mehr, und ganz, ganz viele Bahnen. Ich phantasierte vor mich hin "da will ich drauf, und da, und, oh, da auch! kommt wir gehen da rauf!!" Meine Kollegen starrten mich entsetzt an, was mich dazu brachte, noch enthusiastischer zu bluffen. Der Schuss ging voll nach hinten los, denn plötzlich drückte mir einer satanisch grinsend einen Chip in die Hand. Da war ich erst mal ruhig. Allerdings liess es mein Stolz nicht zu dass ich kneifte, und so machte ich mich todesmutig und schwer schluckend auf in die Todeszone.
Mir einredend, dass das doch nur ein bisschen schaukeln ist, und bestimmt ganz lustig. Mein Magen, randvoll mit Tagliatelle, würde wahrscheinlich nicht mal merken, dass ich nicht mehr am Boden war. Ja, so würde das klappen! Dazu Augen zumachen und einfach die Kräfte geniessen, die da auf einen einwirken.

Phiüüüü! Leicht käsig, schwankend und sehr, sehr zerzaust kam ich wieder runter von der Bahn. Mein Magen liess sich nicht lange täuschen, und machte mir unmissverständlich klar dass er solche Ausflüge überhaupt nicht schätzt. Doch dieses Mal liess er mich ungeschoren davon kommen.

Viel, viel später assen wir ein Glacé, und ich, die IMMER Schoko oder Stracciatella nehme, probierte eine neue Sorte aus. Schrok. Anders gesagt: die überreste von sämtlichen anderen Sorten, zusammengemischt und mit Nüssen aufgepimpt. Too much. Ich bin froh war ich davor auf dieser chaos-Bahn!

Und was lehre ich aus dem ganzen: Von allzu aufregenden Mischungen wird mir schlecht, und manchmal wäre es nicht die blödeste Idee, das Maul zu halten und auf dem Boden zu bleiben.

Montag, Juli 16, 2007

Und alles nur, weil ich Dich liebe

"ich bin kurz davor, durch zu drehn, aus Angst Dich zu verliern, und dass uns jetzt kein Unglück geschieht, dafür kann ich nicht garantiern!" schreit Campino aus dem Radio. Und es werden alte Erinnerungen wach ... das Lied hörte ich vor einer halben Ewigkeit zum ersten Mal. Im Skilager der Oberstufe, und zwar unter der Dusche. 7 oder 8 pubertierende Mädchen verwandelten die Duschräume des Ferienhauses in eine riesen Dampfsauna, und sangen dabei in aller Lautstärke und Dramatik den Hit der Hosen nach.
Und Nachts schlichen wir uns in die Schlafräume der coolen Jungs, oder sie kamen zu uns. JEDESMAL stand plötzlich ein Lehrer, der gerade Aufsicht hatte, im Zimmer. Wir waren einfach zu laut. Doch unsere Kreativität beim Verstecke finden kannte keine Grenzen. Auf dem Schrank, hinter dem Schrank, im Schrank, unter Wolldecken, unter den Betten, in den Betten, hinter dem Gepäck, direkt neben der Türe, alles war recht.
Sie liessen uns immer im Glauben, wir seien davon gekommen. Ausser einmal.
In jedem Zimmer waren Rauchmelder, die in regelmässigen Abständen blinkten. Dieses schwache, grüne Lichtlein regte einen der ganz coolen Jungs fürchterlich auf, und er wollte uns demonstrieren, wie gut er mit dem Sackmesser umgehen konnte. Kurzerhand schraubte er den Rauchmelder ab.
Heute wüsste er vielleicht, dass dann der Alarm losgeht - damals jedenfall wusste er es noch nicht. Für ihn war das Skilager nach dieser Aktion zu Ende. Und damit auch die Welt untergegangen - zum Glück nur kurzfristig.

Skilager sind leider Vergangenheit. Die Dusche in ein Dampfbad verwandeln und laut singen hingegen ist so aktuell wie immer. Das ist und bleibt der absolute Hit.

Basta Bari: tote Fliegen und das Heimfahr-Desaster

Nach der Hochzeit am Samstag war der Sonntag genau einer Sache gewidmet: Chillen. Wir schliefen, schliefen, und schliefen wieder. Es war ungefähr 42°C, und wir hingen rum wie tote Fliegen.
Am Nachmittag verputzten wir die Reste vom Dessert-Buffet, welche das Brautpaar an die Gäste verschenkt hatte. Gute Idee! allerdings muss ich jetzt sagen, die Italiener sollten sich aufs Pizza- und Amaretti-Backen konzentrieren, und Patisserie den Franzosen überlassen. Es war so ziemlich alles staubtrocken und abgesehen von "süss" geschmacklos.

Abends Pizza essen mit dem Brautpaar, und es war die allerbeste Pizza die ich je hatte!
Ins Bett kamen wir wieder spät, aber item, wir hatten ja am nächsten Tag eine lange Zugfahrt vor uns. Viiiiel Zeit zum schlafen .....

Um 7 Uhr standen wir auf und machten uns auf den Weg. Der Zug von Policoro fuhr pünktlich ab. Wir hatten unsere reservierten Plätze, und alles fing äusserst gut an.
in Bari sollten wir umsteigen. Dafür hatten wir gemäss Fahrplan eine halbe Stunde Zeit. Selbst unter Einrechnung von etwas Verspätung sollte das reichen.
Es reichte nicht. 200m vor dem Bahnhof Bari stand der Zug bockstill. Auf Anfragen, was da los sei, war die knappe Auskunft: Stazione bloccato!
na toll. Wir standen eine Stunde, und als wir endlich am Bahnhof war, herrschte dort das to-tale Chaos. Mira Miracolix drehte fast durch. In den ungefähr 20 jahren, in denen ich sie kenne, habe ich sie ein einziges Mal richtig wütend erlebt. Damals rannte sie einem Mitschüler nach, weil er sie einen "Strick" genannt habe. Und nun war sie einem Ausbruch nahe, weil wir den Zug verpasst hatten. Offenbar regen wir uns über verschiedene Dinge auf.

Nachdem wir rausgefunden hatten, dass die ursprüngliche Route via Mailand nicht mehr durchführbar war, mussten wir uns auf eine Alternative festlegen. Die sah so aus: mit dem nächsten Zug drei Stunden später nach Bologna, und von dort aus um halb 1 Nachts nach Zürich. mit dem Schlafwagen. Oh whatever!
Sind wir halt während der Wartezeit in Bari einkaufen gegangen und haben was gegessen. Ich. Miracolix brachte nix runter, ihr war völlig schlecht. die Arme, sollte sich nicht so aufregen!

Unser Zug nach Bologna kam, wir stiegen ein, auf unsere wundervoll reservierten Plätze, und der Schweiss lief sogleich in Bächen runter. Sturzbächen. Klimaanlage kaputt. genau in unserem Wagen. war ja klar. Die Hitze war das eine. An das andere hatte ich gar nicht gedacht: kein frischer Sauerstoff. Es ging keine 15 Minuten, und Mira und ich wurden langsam ohnmächtig. Es fühlte sich herrlich an. Das Bewusstsein schwand langsam, wie wenn einen jemand kraftvoll und sanft zugleich tief in den Sitz und weit durch ihn hindurch drücken würde.
Die Kondukteuse weckte uns schliesslich, und schickte uns in einen andern Wagen. Mit Klimaanlage, dafür wieder ohne garantierte Plätze!!!

In Bologna angekommen, konnte nicht mehr viel schief gehen. Wir hatten wieder 3 Stunden zum umsteigen. Wir gingen essen und ich kaufte einen liter Rotwein im Tetrapack. Von Rotwein schlafe ich immer ein. Konnte nicht schaden für den Schlafwagen ... Bereits während dem Warten auf den Zug fing ich an zu trinken. Ich schaffte vielleicht 2 dl. Dann schlief ich ein. inmitten aller Koffer, halb auf dem Perron liegend. Diese ganze Reise war so beschissen, dass mich das wirklich nicht mehr kratzte.

Tja, und ob beschissen oder nicht, schlussendlich sind wir tatsächlich angekommen. In einer äusserst grauen und sehr, sehr kalten Schweiz!

Mittlerweile kann ich über die ganze Geschichte lachen. Vielleicht auch deshalb, weil die SBB uns den Betrag der nicht benutzten Tickets vollumfänglich zurückerstattet hat. Trotzdem bin ich nicht besonders scharf daraus, Italien nochmal vom Zug aus zu sehen!

Donnerstag, Juli 12, 2007

Basta Bari, Part II

Die Zeremonie lief etwas anders als in der Schweiz. Der Bräutigam wurde allein zur Kirche gebracht, und musste dort warten, während die Braut erst mit ca. 200 Hochzeitsgästen im Schlepptau durchs halbe Dorf laufen musste. Er sah sie meiner Meinung nach schon viel zu früh! Wenn das mal kein Unglück bringt …
Da die ganze Messe auf italienisch gehalten wurde, bekam ich recht wenig davon mit. ich verpasste sogar das "ja! ich will!" Irgenwann, als ich gerade weiss-ich wo war mit meinen Gedanken, sagte die Braut nämlich laut und deutlich "SI". Oh Schande, Zeit zum rührselig werden, und ich war gerade dabei, den wesentlichsten Teil zu verpassen! Der Pfarrer richtete auch an den Bräutigam eine Frage, und ich atmete auf. Meinem armseligen italienisch zu Folge hatte er irgendwas ganz, ganz anderes gefragt. Auch der Bräutigam sagte "si" und ich war in Gedanken schon wieder weg. Am Warten, auf die richtige Frage. Es kamen aber überhaupt gar keine weiteren Fragen. Auch nicht die, ob irgend jemand einen Einwand gegen diese Ehe hatte. Statt dessen viel anderer Lärm um Nichts: Ein Handy klingelte, Kinder schrien, draussen vor der (offenen) Kirchentüre lachten und kreischten Menschen, Leute flüsterten in der Kirche, der Messdiener gaffte wollüstig in den Ausschnitt einer leicht bekleideten Dame, und der Pfarrer giftelte gegen die Spanier, weil sie Schwule dulden. Ich war schwer beschäftigt mit zuschauen und hören, so sehr, dass ich schlussendlich auch noch das Austauschen der Ringe verpasste.

Nach der Hochzeit stürmten alle Gäste hinaus und standen Spalier. Doch das Brautpaar kam und kam und kam nicht!
Erst wurden in der Kirche noch Fotos gemacht. Die Schatten wurden immer kürzer, und der Durst immer grösser, doch bei 200 geladenen Gäste sind die Fotos nicht so schnell im Kasten.
Als sie dann endlich raus kamen, wurden sie mit kiloweise Reis beworfen. Die kleinen weissen Körner waren einfach ü-ber-all. Was anfing als *der Pöbel gegen das Brautpaar*, artete schnell aus in eine Schlacht ums Nackte überleben. Jeder schmiss jedem seinen Reis an!

Nachdem der hinterst und letzte der Hochzeitsgesellschaft mit Reis überhäuft geworden war, und so die Fruchtbarkeit der gesamten Gesellschaft ins unermessliche gestiegen sein muss, stand erneut ein Marsch durchs Dorf an. Dieses Mal angeführt von Braut UND Bräutigam zusammen. Die Sonne knallte vom Himmel und veranlasste die Gäste, so schnell wie möglich in die überhitzten Autos zu steigen und zum Restaurant zu fahren, wo das Gelage weitergehen sollte.

Nach einem kurzen Apéro in einem wunderschönen kleinen Park wurde der Saal geöffnet, und wir konnten uns in kühles Gewölbe begeben. Von 14 Uhr bis 24 Uhr wurde gegessen, getanzt, gesungen und getrunken.
Das Brautpaar verschwand mal für einige Stunden, und ich hoffe sie haben nicht nur Fotos gemacht in der Zeit. Auch die andern Gäste verstreuten sich ein bisschen in der Gegend, und als alle zurückkamen um 20 Uhr waren sie alle umgezogen. Die festlichen Roben getauscht gegen weisse, bequeme Leinenkleider oder schlicht und einfach Jeans. Nur die Schweizer-Truppe hatte weder eine Ahnung, dass man das so machen darf, noch überhaupt eine Möglichkeit dazu gehabt – denn unsere Herberge war weit entfernt, und wir unmobil. Die Wartezeit überbrückten wir im Park des Restaurants, wo ein kleiner Teich mit einer Holzbrücke darüber war. Sehr romantisch, und ideal zum abkühlen. Ich stand da mit meiner Kollegin, und beide lehnten sich ans Brückengeländer. Das vermeintliche Holzgeländer gab ohne zu zögern sofort nach, als wäre es aus Gummi und um ein Haar wären beide rückwärts in den Teich geflogen. Mit einem weissen Kleidchen an hätten die andern Gäste nachher höchstwahrscheinlich die helle Freude an mir gehabt.

Um 24 Uhr schloss das Restaurant seine Pforten. An ein Ende der Völlerei war aber trotzdem bei weitem noch nicht zu denken! Wir verschoben uns etwa zu 30-igst in die Wohnung der Braut-Eltern, und dort wurden Spaghetti gekocht. Ah, endlich was essen, es waren bestimmt alle furchtbar ausgehungert …
Um 4 war dann aber auch dieser Teil der Feier beendet. So vollgepackt dieser 22-Stunden Tag war, so öde muss die Hochzeitsnacht gewesen sein!

im nächsten und letzten Teil: Tote Fliegen und das Heimfahr-Disaster!

Wie die alte Fasnacht hinterher

Na schau mal einer an was 20 Minuten entdeckt hat: ...
Gratuliere.
Sag ich nämlich schon Läng-stens!

Dienstag, Juli 10, 2007

Basta Bari! Part I

Vor zwei Stunden bin ich zurückgekehrt von einem Ort, an dem Zeit nicht existiert. Keine Pläne gemacht werden, und einem Ort, der mehr aussieht wie die Kulisse eines Filmes als einer Stadt wo Menschen leben. Sant'Arcangelo in Süditalien.
Es ist zugleich malerisch wie auch trist, denn rund um das kleine Städtchen hoch oben auf einem Hügel ist alles braun und verdorrt. Nur ein paar Olivenbäumchen unterscheiden das Erscheinungsbild der Landschaft von einer Wüste. Die Hitze ist trocken und drückend, und verunmöglicht allzu schnelle Bewegungen oder grosse körperliche Anstrengungen jeder Art. Eine Dorf-Besichtigung ist deshalb tagsüber kaum durchführbar, und die vielen verwinkelten Gässlein und Treppchen und bleiben vorerst unentdeckt.
Doch sobald die Sonne hinter den Hügeln verschwunden ist, offenbart uns der Ort seine sanfte Seite. Alles erstrahlt im weichen Licht der alten Strassenlaternen, und die vielen Treppen sind dank den milden Temperaturen ohne grössere Probleme zu erklimmen.
Man hat das Gefühl man geht durch ein riesiges, offenes Haus. Überall sitzen die Anwohner auf wackeligen Holzstühlen vor ihren Häusern auf den Gassen, und die Wäsche ist zum trocknen kreuz und quer in Bogengängen und an Wäscheleinen zwischen den Häusern aufgehängt. Hier kennt scheinbar jeder die Unterwäschevorlieben vom Nachbar!


Grund dieses Ausfluges war die lang geplante Hochzeit einer alten Freundin. Sie Italienerin, erz-katholisch erzogen, ihr Mann halb Spanier halb Italiener, aber schweizerisch erzogen. Am 7.7.2007. Die Chancen, dass ein Mann den Hochzeitstag nicht vergisst, sind an einem solchen Datum wohl überdurchschnittlich gut.
In einer Gruppe von 10 Leuten machten wir uns am Donnerstag morgen um 5.30 Uhr pünktlich auf den Weg.
Leider hatte unser Zug Verspätung, so dass wir unseren Anschluss in Mailand verpassten, und eine längere Wartezeit in Kauf nehmen mussten. Mich wunderte das überhaupt nicht, genau das gleiche hatte ich schon einmal erlebt. Als ich von Mailand nach Rimini wollte. Damals nahmen wir eben den nächsten Zug, was allerdings zu Problemen führte wegen der Sitzplatzreservierung. Sämtliche Züge in Italien scheinen stets bis auf den allerletzten Platz ausgebucht zu sein!
Für die Fahrt nach Rimini mussten wir darum im Gang Platz nehmen. Gut, für 4 Stunden ist das mühsam, aber machbar.

Dieses Mal mussten wir sehr viel weiterfahren als Rimini. Und wer hätte es gedacht, natürlich gab es keine freien Sitzplätze mehr!
In Italien macht man es dann halt so, dass man nach einem Halt schaut, welche Plätze noch frei sind, und sich vorübergehend dort niederlässt. Beim nächsten Halt steht man wieder auf, wartet, ob die Plätze besetzt werden, und sucht sich unter Umständen wieder einen neuen, bzw. wechselt in den Gang oder sonst wohin.
Wir mussten sage und schreibe 6 Mal unsere Plätze wechseln in den 9 Stunden Fahrt nach Taranto. Letzten Endes fühlten wir uns in dem Zug schon fast zu Hause weil wir mit jedem Winkel vertraut waren.
Um 01:30 Uhr erreichten wir unsere Herberge im Nachbarsdorf von Sant'Arcangelo. Trotz Müdigkeit wurde noch ein bisschen gefeiert, zusammen mit Braut und Bräutigam. Dann um 3 Uhr ins Bett. Ich fiel in einen komatösen Schlaf.
Morgens um 6 war aber bereits Schluss mit lustig, denn ich hatte mich, italian-like, für den Friseur angemeldet. Es herrschte Hochbetrieb. Da ich kaum italienisch verstehe und erst recht keins spreche, musste ich einfach abwarten, was mit meinem Kopf geschehen würde. Das Ergebnis hätte Madonna neidisch gemacht. Stephan Raab hätte sie als "abverreckte Intimfrisur" beschrieben, glaube ich.
Bei der Braut zu Hause schloss ich mich im Bad ein während die anderen einen Apéro genossen, und werkelte selbst noch etwas an meiner Frisur rum. Dank gebührt den Haarklammern!
Danach wurden wir sofort in die Kirche transportiert, um den einzigen fixen Zeitpunkt einhalten zu können: Die Zeremonie.

Donnerstag, Juli 05, 2007

Taktik-Wandel

Gestern Abend hab ich mein Bettsofa geliefert bekommen, und habe somit jetzt endlich auch mein Gästebett. Juhu! Lieferant war mein lieblings-Ex-Freund.

Normalerweise halte ich nix davon, mit Ex-Freunden in Kontakt zu bleiben, denn vorbei ist vorbei, und eine künstliche Aufrechterhaltung hält einen nur davon ab, sich auf neues zu konzentrieren. Mit ihm ist das nicht ganz so einfach, denn seit über drei Jahren reite ich ein Pferd, das seinen Eltern gehört. So, und selbst wenn ich ihn manchmal am liebsten auf den Mond geschossen hätte um ihn nie wiedersehen zu müssen - um das Pferd nicht aufgeben zu müssen, hab ich die Klappe gehalten und nicht alles kurz und klein geschlagen. Mit dem Resultat, dass wir mittlerweile tatsächlich sehr gut befreundet sind. Entgegen meiner Überzeugung gibt's das also doch!

Das Gespräch, das wir gestern hatten, war nämlich äusserst aufschlussreich und hat mich sehr zum Nachdenken angeregt ...

Er und sein bester Kollege Dani waren lange in Beziehungen. Und jetzt haben die beiden grad überhaupt keinen Bock auf eine feste Bindung. Nix spezielles, hört man ja momentan des öfteren. Trotzdem sind beide pausenlose am daten. So eben auch Dani in just dem Moment. Die beiden hatten sich abgesprochen - sollte das Date schrecklich werden, schreibt Dani eine SMS, mein Ex ruft ihn an, sagt was ganz wichtiges und Dani könnte sich unter grösstem Bedauern elegant aus dem Staub machen.
Die SMS kam, aber darin stand "ich bleibe noch ein bisschen!".
Ich wollte wissen, was das genau heisst. Nur für den Abend? Für eine Nacht? Wie funktinoiert das aus der Sicht von Männern?

Gar nichts passiert! sagt mein Exfreund. Man unterhält sich, unternimmt Dinge zusammen, macht Ausflüge, mal einen DVD-Abend, eben solche Dinge.

Ich stutzte. Das sind doch die Dinge, die am Anfang einer Beziehung stehen?

Ja, sagte er. Einfach ohne Sex!

Ich stutze noch mehr. Was ist der Sinn einer lockeren Affäre, wenn man keinen Sex hat? Das unterscheidet sich ja dann überhaupt nicht mehr von einer Freundschaft, und das wiederum legt erst recht den Grundstein zu einer Beziehung.

Falsch. Ich lag wiedermal total komplett daneben! Mann hat aus dem Grund keinen Austausch von körperlichen Flüssigkeiten, weil mann gecheckt hat, dass das viele Frauen als Versprechen ansehen. Sobald sie diese Grenze überschreiten, geht das Geschiss los. Sie müssen sich rechtfertigen, erklären, und es gibt kein Zurück mehr. Und dann sagte er:
Dani hat am Mittwoch noch ein Date. Er kann doch jetzt nicht mit der ersten was anfangen, ohne erst die andere abgecheckt zu haben!

Das rückt das Gentleman-like-warten natürlich in ein etwas anderes Licht. Ich fasse mal zusammen:
Ganz früher warteten Männer auf eine Frau, weil sie langfristig und seriös an ihr interessiert waren.
Und jetzt warten sie, weil sie hoffen, während der Wartezeit noch was besseres zu finden?!?! Folglich ist Frau momentan am seriösesten bedient, wenn sie einen findet, der sofort mit ihr ins Bett will, richtig?
Ich finde das höchst kompliziert. Und um das Wirrwarr komplett zu machen: Was hat ein Mann im Sinn, der seit drei Jahren keinen Sex mehr hatte (freiwillig) und sich dann hals über Kopf auf eine bestimmte Frau stürzt?
Gemäss den Erkenntnissen, die ich gestern gewinnen durfte, entspräche das in Sachen Seriosität und Interesse ungefähr einem Heiratsantrag!

Heute Morgen ...




... dachte ich, man könnte mich wohl als Träumer bezeichnen ...
Und jetzt hab ich's schwarz auf weiss. Sowas.

Montag, Juli 02, 2007

what wants to come down, must go up first

Durch das ganze Zügeln sind meine Wochenenden momentan um einiges anstrengender als die normalen Wochentage. Es ist einfach unglaublich, was man alles in einer Wohnung braucht! Ich unterteile mittlerweile in zwei Kategorien: die notwendigen Übel, und die athmosphäre- und Stimmungsaufhellenden, wenn auch meist nutzlosen Dingen. Staubsauger und Bügelbrett/-Eisen gehören in erstere Kategorie. Kleine Kerzenständer mit Muscheln drin definitiv in die zweite. Und so auch mein geliebtes Bike ...

Am Sonntag hatte ich die grandiose Idee, es umzusiedeln. Aber für einmal nicht mit meinen heiss und innig geliebten ÖV, sondern gleich selbst fahren. Easy, sind nur 30km. das mach ich ja locker, dreimal hintereinander!
Also schön Route ausgetüftelt, Velo Computer eingestellt damit ich sehen kann, wieviel ich schon bewältigt habe, und ab die Post. Schon nach 3m wurde mir schmerzlich bewusst, dass mein Velocomputer nicht die Absicht hatte, mir den Stand der Fahrt mitzuteilen, und so musste ich wohl oder übel auf ihn pfeiffen.
Da ich natürlich weiss, in welcher Richtung Zürich liegt, fuhr ich einfach mal so drauf los. Klar, ich hatte den ungefähren Wegplan im Kopf, aber nahm gewisse Abweichungen zugunsten meinem untrüglichen Spürsinn in Kauf. Vielleicht führte mich meine Intuition ja zu einem super-geheimen Schleichweg! Dieser Möglichkeit wollte ich natürlich nicht im Wege stehen.

Anfänglich stimmten Wegbeschreibung und Intuition erstaunlich gut überein. Doch urplötzlich stieg mein eingebautes Navi aus. Vielleicht wars auch der hübsche Biker, der da aus einer Seitenstrasse geschossen kam. Jedenfalls entschloss ich mich kurzfristig um, in eben diese Strasse einzubiegen, und fuhr somit in meine Verirrung. Ich habe ehrlich keine Ahnung wo der verrückte Kerl runtergekommen war, denn die Strasse hörte nach ca. 300m auf. Noch nicht fertig gebaut! Dafür aber führte ein absoluter Waldweg steil den Hang hinauf. Waldweg ist noch übertrieben, das hatte mehr von einem ausgetrockneten Flussbett. Und steil war das! Ächzend und keuchend schob ich mein Bike da rauf. Die Wälle links und rechts von mir wurden immer höher, und ich überlegte mir was ich wohl machen würde, wenn mir plötzlich eine Springflut von oben entgegen kommen würde. Mich selbst konnte ich vielleicht retten, doch für mein Bike sah ich dunkelschwarz.
Glücklicherweise kam keine Springflut, statt dessen vernahm ich immer lauter werdende Kuhglocken. Ach du Schande, führte der Weg etwa auf eine Weide mit jungen Stieren? Die hätten bestimmt ihre helle Freude an mir! Wie schnell konnte ich im Falle eines Angriffs auf diesen Wall raufkraxeln, und: können Stiere wohl klettern? Ich kanns nämlich nicht, darum - wo ich raufkomme, könnte grundsätzlich auch ein Stier es schaffen.
Doch wieder hatte ich Glück, und endete nicht als aufgespiesster Torrero.

Der Hügel hingegen schien kein Ende nehmen zu wollen. Aber es ist ein Naturgesetz, dass absolut ALLES mal ein Ende hat, und so liess ich mich, dem Zusammenbruch nahe, nicht beeindrucken und bot dem Hügel Paroli: "Pha, du kannst mich mal! Ich kehre sicher nicht um!" (... Ich hätte ja auch nicht gewusst wie sonst weiter.) Ausserdem war mein Ehrgeiz geweckt. Ich stiess gerade an meine körperlichen Grenzen. In solchen Situationen kann man sich entweder sagen "jut is, jetzt weiss ich was ich kann!" oder man kann den Verstand abschalten, und den Körper einfach machen lassen. Und merkt dann plötzlich, dass die Grenzen noch lange nicht erreicht sind.

Als ich endlich, endlich den höchsten Punkt des gigantischen Berges erreicht hatte, kam ein Bus angefahren. Mein verweichlichter Verstand bettelte darum, einsteigen zu dürfen und konfortabel zum neuen zu Hause chauffiert zu werden. Doch das liess mein Stolz nicht zu. vielleicht meldete sich da die Intuition auch wieder ein kleines Bisschen zu Wort, denn der Teil, der nun noch vor mir lag, war der beste der ganzen Fahrt: die ABFahrt!
In einem Affenzahn fuhr ich runter, allem davon, durch Felder und Wiesen. Um mich völlige Stille, nur der Wind, der mir um die Ohren pfiff. Als ich unten ankam, war ich total high.

Ich glaube es ist auch ein Naturgesetz, dass die grössten Anstrengungen am intensivsten belohnt werden. Früher oder später wird alles ausgeglichen und man kann ernten, was man gesät hat. Der Schlüssel dazu ist so simpel wie schwierig: Geduld.